Die zwei wichtigsten Führungspositionen bei der Commerzbank sind weiterhin unbesetzt. Nachdem es mehrere Tage keine News gab, macht jetzt die Gewerkschaft Verdi einen gewichtigen Vorschlag: Firmenkundenchef Roland Boekhout sollte auch noch das Geschäft mit den Privatkunden übernehmen. Doch dann würde wohl jemand anderes CEO. Die Aktie stört das alles derzeit aber nicht.
Boekhout kam erst Anfang 2020 zur Commerzbank, um das wichtige Firmenkundensegment wieder auf Trab zu bringen. Davor arbeitete er längere Zeit für die ING, von 2010 bis 2017 als CEO der deutschen Tochter. Er formte aus der ehemaligen ING-DiBa eine der führenden Direktbanken in Deutschland und kurbelte das Firmenkundengeschäft an. Seit dem Rücktritt von Commerzbank-CEO Martin Zielke gilt er als potenzieller Nachfolger.
Nach Informationen der WirtschaftsWoche hat Stefan Wittmann, Verdi-Funktionär und Aufsichtsrat der Commerzbank, nun eine weitere Aufgabe für Boekhout ins Spiel gebracht. Er solle als „Supervorstand“ auch noch das Privatkundengeschäft übernehmen. „Herr Boekhout hat bewiesen, dass er die Erträge einer Bank steigern kann, deshalb trauen wir ihm die Zuständigkeit für beide Bereiche zu“, so Wittmann.
Verdi-Mann Wittmann glaubt, dass sein Vorschlag zu weniger Konkurrenz um Kunden innerhalb des Instituts führen würde. Zudem könnte die Commerzbank dadurch den Vorstand verkleinern. „Das wäre eine Möglichkeit, mit der die Bankführung selbst einen Beitrag zur Sanierung leisten könnte“, sagt Wittmann.
Michael Mandel, der derzeit die Privatkundensparte führt, gilt als Vertrauter von Zielke und propagierte lange ein großes Filialnetz. Das könnte ihm beides nun zum Verhängnis werden. „Der Aufsichtsrat muss überdenken, ob Herr Mandel noch Mitglied des Vorstands bleiben kann“, heißt es im Umfeld eines wichtigen Investors. „Er kann nicht Vorstand bleiben“, sagt ein anderer bedeutender Insider.
Der Vorschlag der Gewerkschaft zeigt, dass man langsam die Zeichen der Zeit erkannt hat. Boekhout ist ein cleverer Sanierer, der die ING-DiBa gut für die Zukunft aufgestellt hat. Bekleidet er beide Ressorts, kann er aber wohl nicht auch noch der neue CEO werden. Intern gilt nach wie vor die Finanzvorständin Bettina Orlopp als weitere Kandidatin, der man den Chefposten zutraut.
Es ist immer noch alles offen bei der Commerzbank. Doch der Aktie schadet das nicht, im Gegenteil: Seit CEO Zielke am 3. Juli seinen Rücktritt anbot, hat die Aktie mehr als 14 Prozent zugelegt. Gestern wurde schließlich die 200-Tage-Linie bei 4,63 Euro geknackt und somit ein neues Kaufsignal generiert. Als nächstes sollten nun die Widerstände bei 4,70 und 4,73 Euro attackiert werden.
Die Aktie der Commerzbank ist derzeit eine Spekulation wert. Wer investiert ist, beachtet den Stopp bei 3,70 Euro.
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