Ursprünglich war der Bitcoin im Jahr 2008 als Alternative zum bestehenden Finanzsystem erdacht worden. Für die dahinterstehende Blockchain-Technologie interessieren sich aber längst auch jene traditionellen Institute, die durch Bitcoin und Co eigentlich überflüssig werden sollten. Auch die Commerzbank hat jüngst einen Testlauf auf der Blockchain durchgeführt.
Im Rahmen eines Pilotprojekts haben Commerzbank, Continental und Siemens erstmals ein Geldmarktwertpapier zwischen Unternehmen auf Blockchain-Basis abgewickelt. Bei dem Produkt handelt es sich aus rechtlichen Gründen um ein in Euro denominiertes elektronisches Commercial Paper nach luxemburgischem Recht, der von Continental emittiert wurde. Gezeichnet wurde die tokenisierte Schuldverschreibung von Siemens. Die Commerzbank-Tochter Main Incubator fungierte dabei als Servicepartner und Plattformbetreiber für die Transaktion.
Erste voll virtuelle Finanzierungsrunde
Mit einem Volumen von 100.000 Euro und einer Laufzeit von drei Tagen war der Testlauf noch verhältnismäßig klein – und trotzdem richtungsweisend, war es doch die erste voll virtuelle Finanzierungsrunde. Die ersten Reaktionen fielen positiv aus. Stefan Scholz, Leiter Finance bei Continental, lobte etwa die Sicherheit und Zeitersparnis des Verfahrens. Dokumentations- und Geldaustausch hätten statt mehrerer Tage nur wenige Minuten gedauert.
Die technische Abwicklung basierte auf der Blockchain-Plattform Corda, einem Open-Source-Protokoll des Entwicklerkonsortiums R3. Diese hat die Commerzbank zur Verfügung gestellt und ist damit erstmals nicht als Vermittler zwischen den beteiligten Parteien, sondern als Plattformbetreiber aufgetreten. Das ist ebenfalls als Fingerzeig für die künftige Entwicklung der gesamten Bankenbranche zu werten – auch wenn Blockchain-Finanzierungen kurz- und mittelfristig wohl noch die Ausnahme bleiben dürften.
Bankenbranche ist aufgewacht
Noch einen Schritt weiter ist die US-Großbank JPMorgan. Diese hat in der Vorwoche sogar eine eigene Kryptowährung namens JPM Coin vorgestellt, die als digitales Verrechnungsmitte für Transaktionen zwischen Firmenkunden des Instituts dienen soll. Vorteil auch hier: günstigere, schnellere und sicherere Transaktionen. DER AKTIONÄR wertet die mutige Auseinandersetzung der Institute mit künftigen Mega-Technologien wie der Blockchain positiv.