Die Ratingagentur S&P hat den deutschen Bankensektor genauer unter die Lupe genommen und die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise berücksichtigt. Bei der Deutschen Bank wurde der Ausblick gesenkt, die Commerzbank wurde noch härter getroffen: Die Bonitätsnote wurde um eine Stufe auf BBB+ herabgesetzt und der Ausblick bleibt auch auf negativ.
S&P warnt, dass alle Banken selbst bei einer im dritten Quartal beginnenden Konjunkturerholung eine deutliche Verschlechterung der Ergebnisse, der Kreditqualität und in einigen Fällen der Kapitalausstattung sehen werden. Die Risiken, dass sich die Konjunktur erst später erhole und sich die Lage verschärfe, seien erheblich.
Bei der Commerzbank hegt die Ratingagentur Zweifel, dass die aktuelle Strategie 5.0 und der Verkauf der polnischen Tochter mBank wie geplant durchgezogen werden kann. Laut verschiedenen Medienberichten hat Commerzbank-CEO Martin Zielke in den vergangenen Monaten jedoch schon intern weitere Sparmöglichkeiten eruiert. Ein Beratungsunternehmen soll nach unbestätigten Meldungen weite Potenziale identifiziert haben.
Wie DER AKTIONÄR gestern berichtete, macht der Bund als größter Anteilseigener zunehmend Druck. Die Berater von der Boston Consulting Group kamen in einer Studie für den Staat im März zu dem Ergebnis, dass die Commerzbank das Doppelte oder gar das Dreifache der Kosten sparen könne. Dann die Meldung, dass jede zweite Filiale geschlossen werden könnte.
Durch die Herabstufung verteuert sich die Kapitalbeschaffung über die Märkte. Da derzeit Liquidität ohne Ende über die EZB vorhanden ist und die Eigenkapitalanforderungen gelockert wurden, sollte das vorerst kein Problem sein.
Die Aktie startet heute mit roten Vorzeichen, allerdings steht der Kurs noch über der Unterstützung von 3,10 Euro. Spekulativ orientierte Anleger können sich eine Position ins Depot legen, der Stopp wird bei 2,60 Euro gesetzt.
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