Die Aktie der Commerzbank hat seit Wochenstart ordentlich abgeben müssen und konnte das Niveau von 6,61 Euro nicht halten. Das war immerhin der höchste Kurs seit rund einem Jahr. Hintergrund sind eine Analystenabstufung und wohl Gewinnmitnahmen. Langfristig hat der Finanzkonzern allerdings noch ein Ass im Ärmel, das in der zweiten Jahreshälfte ausgespielt werden könnte.
Citigroup-Experte Nicholas Herman senkte gestern das Votum für die Papiere von "Buy" auf "Neutral". Mit einem auf 7,00 Euro erhöhten Kursziel sieht er nach dem guten Lauf zwar noch Luft nach oben, aber nicht ausreichend für eine Kaufempfehlung. Am Dienstag hatte die Bank ihre Hauptversammlung unter neuer Führung abgehalten. Nach Personalquerelen und einem Milliardenverlust im Jahr 2020 hatte der seit Jahresbeginn amtierende Vorstandschef Manfred Knof den Aktionären Tempo beim Konzernumbau versprochen.
Zinsen sind wieder ein Thema
Was indes die wenigsten Experten nachhaltig in ihre Kursziele eingepreist haben, sind steigende Zinsen. Vielfach wird die aktuell höhere Inflation als nur vorübergehend angesehen. Nachholeffekte nach den weltweiten Lockdowns und ein geringer Ausgangswert aus dem Vorjahr sollen im Laufe des Jahres wieder abnehmen und so für eine geringere Teuerung sorgen. Allerdings ist unklar, wie schnell die Menschen ihr in der Pandemie angespartes Kapital ausgeben. Zudem setzt sich ein Trend zu höheren und fairen Löhnen durch, beispielsweise steigende Mindestlöhne. Das könnte die Inflation und damit die Zinsen stärker und länger antreiben, als bisher vermutet.
Geldregen durch steigende Zinskurve
Die Commerzbank gehört aufgrund des starken Fokus auf das Kreditgeschäft zu den zinssensitivsten Instituten der Eurozone. Steigt der Zins um ein Prozent, dann legt das Nettozinseinkommen im ersten Jahr um 600 bis 650 Millionen Euro zu. Nach vier Jahren ergeben sich insgesamt bis zu 1,50 Milliarden höhere Einnahmen. Das prognostiziert die Bank selbst. Die aktuelle Entwicklung am Markt deutet darauf hin, dass die Renditen nun langfristig in Bewegung kommen, nachdem die Anleiherenditen in den USA und auch Deutschland seit Jahresbeginn teilweise deutlich anzogen.
Seit Jahren schaffte es die Commerzbank nicht die selbstgesteckten Ziele zu erreichen. Zwar ist der neue CEO Manfred Knof erst seit Januar im Amt, aber seine bisherige Arbeit kann sich sehen lassen. Schrittweise dürfte das Vertrauen in die Führung zurückkehren. Neben den Kosteneinsparungen durch den Umbau bleiben die Zinsen ein wichtiger Hebel für höhere Gewinne. Im laufenden Jahr ist hier einiges Potenzial vorhanden. Risikobewusste Anleger nutzen den Rücksetzer zum Einstieg.
Mit Material von dpa-AFX.
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