Die Quartalszahlen vor knapp drei Wochen zeigten eindrucksvoll: Der US-Kryptobörsenbetreiber ist zuletzt rasant gewachsen. Vielleicht etwas zu rasant, denn die Beschwerden der Nutzer häufen sich. Am vergangenen Wochenende gab es erneut eine Panne, die Tausende Nutzer in Angst und Schrecken versetzt hat.
Rund 125.000 Coinbase-Nutzer wurden am Freitag per E-Mail darüber informiert, dass die Einstellungen ihrer Zwei-Faktor-Authentifizierung geändert wurden. Ein Versehen, wie Coinbase tags darauf via Twitter erklärte. Doch in der Zwischenzeit mussten die betroffenen Nutzer um die Bestände in ihrem Coinbase-Konto bangen – schließlich stand zu befürchten, dass sich Hacker Zugang zu den Coinbase-Konten verschafft hatten.
Yesterday, from 1:45pm PST to 3:07pm PST, Coinbase sent roughly 125,000 customers erroneous notifications that their 2FA settings had changed.
— Coinbase (@coinbase) August 28, 2021
Schlimmer noch: Einige Coinbase-Nutzer, die sich einloggen wollten, um ihre Wallet zu überprüfen und die dringend empfohlene Änderung der Zugangsdaten durchzuführen, berichteten laut dem Branchenportal cointelegraph.com von tagelangen Login-Problemen bei der Coinbase-App.
Coinbase gelobt Besserung – wieder einmal
Coinbase selbst hat sich inzwischen bei den Betroffenen entschuldigt und eine Entschädigung in Höhe von 100 Dollar in Bitcoin angeboten. Man sei sich bewusst, dass Vorfälle wie dieser das Vertrauen verletzen können und man arbeite daran, dieses Vertrauen zurückzugewinnen, so das Unternehmen.
Das Echo der Krypto-Community fällt dennoch durchwachsen aus, zumal Coinbase bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage negative Schlagzeilen machen. Bereits in der Vorwoche berichtete CNBC von großen Problemen im Kundenservice. So hätten selbst Nutzer, deren Konten gehackt und leergeräumt wurden, keine oder nur unbefriedigende Hilfe vom Coinbase-Support erhalten hätten.
Andere berichteten von monatelangen Korrespondenzen per E-Mail, um gesperrte Wallets wieder zum Laufen zu bringen. Viele der Betroffenen äußerten sich enttäuscht – von einem renommierten, börsennotierten Unternehmen hätten sie mehr erwartet, so der Tenor.
Wenig Spielraum für Fehler
Coinbase sollte in Sachen Sicherheit und Kundenservice schleunigst die Kurve kriegen, denn private Krypto-Trader sind mit Abstand die wichtigste Kundengruppe des Unternehmens. Im abgelaufenen zweiten Quartal stammten fast 95 Prozent der Gebühreneinnahmen aus dem Geschäft mit Privatkunden – und zahlreiche Konkurrenten stehen bereits bereit, um diese mit günstigeren oder gar kostenlosen Angeboten wegzulocken.
Zwar hat die Coinbase-Aktie zuletzt vom positiven Momentum am Kryptomarkt profitiert und sich etwas von der enttäuschenden Performance seit dem Börsendebüt im April erholt. Ein Wiedereinstieg drängt sich angesichts der großen Risiken für das operative Geschäft derzeit allerdings nicht auf.