Erst der Flash-Crash am Kryptomarkt und jetzt auch noch Ärger mit der US-Börsenaufsicht SEC. Für den US-Kryptobörsenbetreiber Coinbase läuft es aktuell alles andere als rund. CEO Brian Armstrong findet dafür bei Twitter deutliche Worte.
Bei der Einführung der geplanten Funktion „Lend“, mit der Coinbase-Nutzer durch den Verleih ihrer USD-Coin-Bestände bis zu vier Prozent Zinsen verdienen können, droht dem Unternehmen auf den letzten Metern heftiger Gegenwind. Wie Chief Legal Officer Paul Grewal im Coinbase-Blog offenlegt, droht die US-Börsenaufsicht SEC dem Unternehmen mit einer Klage.
Nach Darstellung von Coinbase stufe die Behörde die neue Funktion wie ein Wertpapier ein, habe dies aber nicht näher begründet. Der Schritt sei für Coinbase umso überraschender, da das Unternehmen bereits Monate vor der geplanten Einführung proaktiv den Kontakt zur SEC gesucht habe. Als Konsequenz werde Coinbase den Launch von „Lend“ mindestens bis Ende Oktober auf Eis legen, kündigte der Chefjurist an.
CEO Armstrong meldet sich selbst deutlich zu Wort
Darüber hinaus schildet Coinbase-CEO Brian Armstrong bei Twitter seine persönliche Sicht der Dinge. Das derzeitige Verhalten der SEC sei „echt daneben“, schreibt er zu Beginn seiner 21-teiligen Tweet-Serie. Darin moniert er unter anderem, dass sein Unternehmen bei der Einführung von „Lend“ von Anfang an Gesprächsbereitschaft mit der SEC signalisiert und den Forderungen der Behörde nachgekommen sei. Dann sei die Kredit-Funktion kurzerhand wie ein Wertpapier eingestuft und mit Klage gedroht worden – ohne Erklärung, wie die SEC zu dieser Einschätzung kommt.
1/ Some really sketchy behavior coming out of the SEC recently.
— Brian Armstrong (@brian_armstrong) September 8, 2021
Story time…
Zudem kritisiert Armstrong, dass es immer noch keine einheitlichen Regeln für den Umgang mit Kryptowährungen gibt und vieles hinter verschlossenen Türen entschieden werde. Und dort, wo es bereits Regeln gibt, würden diese offenbar willkürlich ausgelegt. So dürften andere Krypto-Firmen sehr wohl die Lending-Funktionen anbieten, die Coinbase nun verwehrt bleiben.
6/ They refuse to tell us why they think it's a security, and instead subpoena a bunch of records from us (we comply), demand testimony from our employees (we comply), and then tell us they will be suing us if we proceed to launch, with zero explanation as to why.
— Brian Armstrong (@brian_armstrong) September 8, 2021
Armstrongs letzter Tweet und der Blogeintrag von Grewal signalisieren weiterhin Gesprächsbereitschaft mit der SEC. Die Behörde selbst hat sich laut Bloomberg bislang nicht zu dem Vorgang geäußert. Der Ausgang sowie die weiteren Implikationen für die Regulierung des Kryptomarkts sind damit noch völlig offen.
Eindeutig ist derweil die Reaktion der Coinbase-Aktie: Angesichts der SEC-Querelen und der roten Vorzeichen am Kryptomarkt verliert auch sie am Mittwoch weitere drei Prozent. Nach der schwachen Entwicklung seit dem Börsengang im April steht die Aktie aktuell aber ohnehin nur auf der Beobachtungliste des AKTIONÄR.