Zusätzliche EU-Importzölle auf in China gefertigte E-Autos sollten die Verbreitung günstiger Modelle aus dem Reich der mitte bremsen und Europas Autobauern Zeit verschaffen. Doch die Chinesen haben offenbar eine Strategie entwickelt, um den Markt trotzdem zu bespielen. Statt Stromern setzen sie vermehrt auf Hybride.
Ende Oktober hat die EU die lange im Raum gestandenen Zölle von je nach Hersteller bis zu 45,3 Prozent auf den Import chinesischer Elektroautos eingeführt. Hintergrund waren Subventionsvorwürfe und die daraus resultierenden Überkapazitäten in China. Den Überschuss würden Chinas Autobauer nun zu günstigen Preisen nach Europa bringen. Autos mit Hybridantrieb sind von den neuen Zöllen jedoch ausgenommen.
Die betroffenen Konzerne sahen darin eine Chance und haben schnell reagiert: Die Exporte von Plug-in- und Hybridfahrzeugen nach Europa haben sich von Juli bis Oktober 2023 verdreifacht. Der Anteil reiner Elektroautos an den Exporten ging dagegen leicht zurück. Auch im laufenden Jahr bestätigt sich dieser Trend. Laut Daten der China Passenger Car Association exportierten BYD und Co. im Q1 noch 62 Prozent reine Stromer, lediglich neun Prozent waren Hybride. Im dritten Quartal ein anderes Bild: E-Autos machten nur noch 58, Hybride dagegen schon 18 Prozent der Exporte aus.
BYD mit erstem Hybrid in Europa
BYD, Chinas größter Autobauer und weltgrößter Hersteller von New Energy Vehicles (NEVs; dazu zählen reine E-Autos und Hybride), treibt seinen Vorstoß auf den europäischen Markt aggressiv voran. Das Unternehmen hat mit dem Seal U DM-i kürzlich sein erstes Plug-in-Hybridmodell für den europäischen Markt vorgestellt. Mit einem Einstiegspreis von 35.900 Euro ist das Modell günstiger als ein großer Teil der Konkurrenz.
Darüber hinaus setzt BYD auch auf Werke in der EU und Europa. In Ungarn und der Türkei werden bereits Produktionsstätten hochgezogen. In Ungarn prüft der Konzern aktuell, ob es die Ausweitung der Produktion auch auf Hybride möglich ist.
Die zunehmenden Hybrid-Exporte dürften die Aktien der chinesischer Hersteller unterstützen. BYD bleibt einer der größten Profiteure. Analysten sehen großes Potenzial, da chinesische Hersteller die Nachfrage nach kostengünstigen, effizienten Fahrzeugen bedienen – ein entscheidender Vorteil. Europäische Hersteller sind dagegen erst dabei günstigere Stromer auf den Markt zu bringen.
Die jüngsten Entwicklungen zeigen, wie schnell und anpassungsfähig Chinas Autobauer sind. BYD dürfte von seiner Expansionsstrategie nachhaltig profitieren. Der Konzern startet auch in Lateinamerika mit eigenen Werken durch. Anleger können weiterhin zugreifen.