Es ist mittlerweile zwölf Jahre her. Damals setzte Jürgen Klopp direkt nach seinem Amtsantritt beim BVB in der Abwehr nicht auf Erfahrung, sondern auf junge Talente. Am deutlichsten wurde dies in der Abwehrzentrale. Statt der Ü30-Abwehrspieler Christian Wörns und Robert Kovac setzte der heutige Liverpool-Trainer auf Mats Hummels und Neven Subotic – beide waren 2008 gerade einmal 19 Jahre alt.
Schnell wurde der Dortmunder „Kinderriegel“ berühmt. Subotic und Hummels beeindruckten durch starke Leistungen. Klopp vertraute auch auf vielen anderen Positionen auf junge Talente – wie etwa Nuri Sahin, Sven Bender, Marcel Schmelzer und später zudem noch Mario Götze oder Robert Lewandowski. Dies zahlte sich aus. Der BVB entwickelte sich zunächst innerhalb von zwei Jahren aus einem Team aus dem Bundesliga-Mittelfeld in einen Europa-Cup-Teilnehmer. Anschließend wurde der Club zweimal Meister. Dieser Erfolg trieb natürlich auch die in den Jahren davor schwach gelaufene BVB-Aktie nachhaltig an.
Kinder-Riegel 2.0
Nun ist beim BVB kein neuer Trainer an Bord und der letztes Jahr zurückgekehrte Mats Hummels mittlerweile 31 Jahre, dennoch setzt man beim BVB in dieser Saison wieder so stark auf die Jugend wie lange nicht mehr. Beim Blick auf die mögliche Startaufstellung zum Bundesliga-Auftakt in knapp zwei Wochen wird klar, dass es zwar keinen "Kinderriegel" mehr in der Abwehr gibt, dafür die Offensive – außer Kapitän Marco Reus (31 Jahre) und Thorgan Hazard (27) – ausnahmslos aus extrem spannenden Talenten besteht: Allen voran natürlich Jadon Sancho und Erling Haaland (beide 20 Jahre), hinzu Julian Brandt (24), Giovanni Reyna (17), der Brasilianer Reinier (18) und ab Oktober zudem womöglich noch das Riesen-Talent Youssoufa Moukoko, der in den höchsten deutschen Jugendspielklassen einen Tor-Rekord nach dem anderen gebrochen hat.
Nicht vergessen sollte man außerdem das 17-jährige Mittelfeld-Juwel Jude Bellingham sowie die Abwehrspieler Matheu Morey (20) sowie Dan Axel Zagadou (21).
Alle diese Spieler haben noch enormes Entwicklungspotenzial und einige von ihnen könnten für den BVB in den kommenden Jahren die Kasse ähnlich klingeln lassen wie in den Vorjahren bereits etwa Ousmane Dembélé oder Pierre-Emerick Aubameyang. Vor allem aber könnten sie tatkräftig dazu beitragen, dass der BVB wieder eine ordentliche Champions-League-Saison spielt und sich über die Bundesliga erneut für die Königsklasse 2021/22 qualifizieren wird. Kurzum: Der BVB hat von den Top-20-Teams in Europa den womöglich spannendsten Kader.
Kursrutsch erscheint übertrieben
Abgesehen von den relativ guten Perspektiven spricht noch ein weiterer Punkt für die BVB-Aktie: Die Bewertung ist mittlerweile wieder relativ günstig. So notiert der Kurs aktuell mehr als 40 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau. Angesichts der Tatsache, dass die womöglich größtenteils wegfallenden Zuschauereinnahmen einen weitaus geringeren Anteil an den Konzernerlösen ausmachen, erscheint dieser kräftige Abschlag doch etwas übertrieben zu sein. Schließlich dürften die Einnahmen aus der Champions League, Werbung, Merchandising und allen voran natürlich TV-Geldern auch bei Geisterspielen weiterhin fließen.
Fußball-Aktien waren schon immer riskante Anlagen - und in Zeiten von Corona erst recht. Dennoch sind die Voraussetzungen für die Aktie des solide geführten Clubs mit solider Bilanz und einer Vielzahl an Mega-Talenten vor dem Start der neuen Saison aktuell besonders gut. Daher können mutige Anleger das Corona-bedingt niedrige Kursniveau wieder zum Einstieg nutzen. Der Stoppkurs sollte bei 5,25 Euro gesetzt werden.