Dass der US-Flugzeugbauer auch im zweiten Quartal Verluste schreiben würde, war angesichts 737-Max-Debakel und Corona-Krise klar. Doch der nun präsentierte Verlust ist in etwa doppelt so hoch ausgefallen wie von Experten im Schnitt erwartet wurde. Zudem teilte Boeing mit, dass die Produktion des Typs 747 eingestellt wird.
Die Corona-Krise hat dem US-Flugzeugbauer Boeing im abgelaufenen Quartal einen höheren Verlust eingebrockt als befürchtet. Im zweiten Quartal stand unter dem Strich ein Verlust von rund 2,4 Milliarden US-Dollar, nachdem das Flugverbot für den Mittelstreckenjet 737 Max dem Konzern ein Jahr zuvor bereits ein Minus von 2,9 Milliarden Dollar eingebrockt hatte. Der Verlust pro Aktie betrug 4,20 Dollar nach 5,21 Dollar im Vorjahresquartal (siehe Tabelle).
Immerhin: Mit 5,3 Milliarden Dollar verbrannte der Konzern im abgelaufenen Quartal im Tagesgeschäft weniger Geld als befürchtet. Analysten hatten im Schnitt mit einem höheren Minus von 6,67 Milliarden Dollar gerechnet.
Dave Calhoun, CEO von Boeing sagte: "Wir arbeiten eng mit unseren Kunden, Lieferanten und globalen Partnern zusammen, um die Herausforderungen für unsere Branche zu bewältigen, eine Brücke zu Erholung und Neuaufbau zu schlagen, um auf der anderen Seite stärker zu werden."
Der Neuaufbau des Konzerns werde ohne den Jumbo-Jet erfolgen. Boeing lässt die Produktion der 747 auslaufen. Die letzten 747-Flugzeuge sollen demnach im Jahr 2022 fertiggestellt werden.
Außerdem soll die Produktion der Langstreckenjets noch weiter zurückfahren werden. So sollen im kommenden Jahr monatlich nur noch sechs Exemplare des Langstreckenjets 787 "Dreamliner" fertig werden. Die Produktion der noch größeren Boeing 777 und ihrer Neuauflage 777X soll auf zwei Maschinen pro Monat sinken. Die Auslieferung der ersten 777X erwartet Boeing erst im Jahr 2022 (DER AKTIONÄR berichtete).
Die Produktion der 737 Max, deren Wiederzulassung das Management bald erwartet, fährt derzeit erst langsam wieder hoch. Anfang 2022 sollen dann pro Monat 31 Stück produziert werden. Der Leasingriese AerCap hat heute bekannt gegeben, seinen Großauftrag für 737 Max-Maschinen um 15 auf nun 80 Flugzeuge zu reduzieren.
Trotz der überwiegend niederschmetternden Nachrichten zeigt sich die Boeing-Aktie vorbörslich recht stabil. Offenbar wurden von manchem Börsianer noch negativere Zahlen erwartet. Zuletzt war der Kurs unter die 50-Tage-Linie gerutscht, die aktuell bei gut 175 Dollar verläuft.
Ein Einstieg in die Boeing-Aktie drängt sich weiterhin nicht auf. Wer sich unbedingt eine Flugzeugbauer-Aktie ins Depot legen will, sollte Konkurrent Airbus bevorzugen. Dessen Geschäfte laufen derzeit aber auch nicht gerade blendend.