Der neue BMW-Chef Oliver Zipse hat noch viel Arbeit vor sich. Er muss den Konzern schneller und beweglicher machen. Zu träge war sein Vorgänger Harald Krüger, was das wichtige Thema Elektromobilität angeht. Die Anleger wollen auch wissen, wann das eingeläutete Sparprogramm die Münchener wieder zu alter Stärke bei der Rendite zurückführt. Am Mittwoch wird erstmals Zipse als Chef die Quartalszahlen von BMW vorlegen.
Leichtes Umsatzplus erwartet
Im Schnitt rechnen die Analysten für das dritte Quartal mit einem Umsatz von 25,3 Milliarden Euro Das wäre ein Plus von 2,5 Prozent. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern erwarten die Experten mit 2,13 Milliarden Euro um ein knappes Viertel über dem sehr schwachen Vorjahreswert.
JPMorgan-Experte Jose Asumendi geht von einem starken Quartal mit höheren Margen als im zweiten Quartal aus. Der Effekt der lukrativen SUVs dürfte zu sehen sein, wenngleich er nach wie vor bei BMW höhere Rabatte als bei der Konkurrenz fürchtet.
In diesem Jahr fiel BMW vor allem die milliardenschwere Rückstellung für eine drohende Kartellstrafe auf die Füße. Zudem belasten hohe Vorleistungen für neue Modelle und Technik. Ganz nebenbei hat mit Harald Zipse der ehemalige Produktionschef das Ruder bei BMW übernommen und den glücklosen Harald Krüger abgelöst.
Marge schwach
Die drängendste Frage der Anleger wollte BMW bislang nicht beantworten, nämlich wann der Konzern wieder die so lange als Richtschnur geltende Marge von 8 bis 10 Prozent im Autobau erreichen kann. Für Aussagen zum kommenden Jahr sei es noch zu früh, gab sich Finanzchef Nicolas Peter bisher vorsichtig. Derzeit forciert der Konzern aber schon einmal seine Modelloffensive im Luxussegment, weil dort hohe Renditen locken.
Im dritten Quartal verkaufte BMW weltweit gut 525 000 Autos der eigenen Stammmarke BMW und damit 3,6 Prozent mehr als vor einem Jahr - allerdings vor allem dank China. Das chinesische Geschäft zeigt sich bei BMW aber nicht im Umsatz und dem Ergebnis vor Zinsen und Steuern. Die Gewinne der chinesischen Beteiligungen weist BMW erst im Finanzergebnis aus.
In seiner Elektrostrategie setzte BMW auf den flexiblen Bau von Verbrennern, aufladbaren Mischantrieben (Plugin-Hybride) und reinen Batterieautos. Damit führt Zipse den Kurs seines Vorgängers fort. In den Weltregionen rechnet BMW mit sehr unterschiedlichen Anteilen der Antriebsarten, mit den höchsten Elektroanteilen in China und Europa.
Muss BMW nachjustieren?
Darüber hinaus muss Zipse das Sparprogramm umsetzen, mit dem bis Ende 2022 insgesamt 12 Milliarden Euro erzielt werden sollen. Ob er nicht noch einmal nachschärfen muss, wird sich auch in den Zahlen der kommenden Monate zeigen. Für BMW ebenfalls ein großes Thema ist die nach wie vor ungelöste Brexit-Frage. BMW baut den Mini im Stammwerk in Oxford und will künftig auch den Elektro-Mini unter anderem dort fertigen.
BMW geht in diesem Jahr von einem leichten Anstieg der verkauften Autos aus (VJ: 2,5 Mio). Eine Aussage zum Umsatz gibt es bisher nicht. Inklusive der Kartellrückstellung dürfte die operative Marge (Ebit) im Autogeschäft zwischen 4,5 und 6,5 Prozent landen nach 7,2 Prozent im Vorjahr.
BMW hinkt hinterher
Die BMW-Aktie steht mit ihren leichten Kursgewinnen im laufenden Jahr eher schwach da. Der europäische Sektorindex insgesamt hat im Schnitt gut ein Fünftel zugelegt. Bei gut 72,50 Euro ist das BMW-Papier derzeit weit weg vom Zwischenhoch bei 97,50 Euro Anfang 2018. Ganz zu schweigen vom Rekordhoch im Frühjahr 2015 bei 123,75 Euro. Volkswagen und Daimler sind im Vergleich zu BMW derzeit die bessere Wahl.