Nach den heftigen Verlusten der Vorwoche kann sich der Kryptomarkt am Montag wieder etwas stabilisieren. Die Auswirkungen des Debakels um die US-Kryptobörse FTX dürften den Markt allerdings noch länger belasten. Erst am Wochenende waren neue Details zu den Vorgängen bei dem mittlerweile insolventen Krypto-Unternehmen ans Licht gekommen.
Die Kryptobörse FTX kämpft nach ihrem Insolvenzantrag offensichtlich mit mysteriösen Geldabflüssen. Es habe „nicht autorisierte Transaktionen“ gegeben, teilte der Justiziar der US-Tochter von FTX, Ryne Miller, am Samstag auf Twitter mit. Demnach werden alle digitalen Vermögenswerte vorsorglich offline gespeichert. Das Volumen der betroffenen Transaktionen und die mutmaßlichen Urheber gab Miller nicht bekannt.
Die britische Analysefirma Elliptic äußerte die Vermutung, dass am Freitagabend Kryptowerte im Umfang von 473 Millionen Dollar von FTX gestohlen worden seien. Sie würden an dezentralen Börsen in die Kryptowährung Ether umgetauscht – ein Vorgehen, das Hacker oft nutzten, um einer Beschlagnahme ihrer Beute zuvorzukommen.
Dass externe Hacker hinter den „nicht autorisierten Transaktionen“ stecken, hält das Branchenportal cointelegraph.com jedoch für weniger wahrscheinlich. Stattdessen verweist man dort auf Hinweise, die auf eine mögliche Beteiligung von Insidern aus dem Unternehmen selbst schließen lassen. Die Kryptobörse Kraken hat zwischenzeitlich bereits Accounts eingefroren, die FTX und dessen Management zugeordnet werden konnten.
Ein bis zwei Milliarden Dollar sollen fehlen
Für zusätzliche Unsicherheit sorgte am Wochenende zudem ein Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, wonach Einlagen der FTX-Nutzer im Volumen von bis zu zehn Milliarden Dollar an die Muttergesellschaft Alameda Research überwiesen wurden – und zwar „heimlich“, durch eine „Hintertür“ im Buchungssystem der Kryptobörse, berichten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Ein Teil der Gelder – die Quellen sprechen von ein bis zwei Milliarden Dollar – sei dabei „verschwunden“, heißt es in der Reuters-Meldung weiter.
Der mittlerweile zurückgetretene CEO Sam Bankman-Fried widerspricht der Darstellung, wonach die Gelder „heimlich transferiert“ und „Hintertüren“ genutzt wurden. Er spricht stattdessen von Missverständnissen und kündigte eine ausführliche Stellungnahme zu den Vorgängen an.
Stabilisierung auf niedrigem Niveau – und wackeligen Beinen
Am Kryptomarkt schlägt die Insolvenz von FTX unterdessen immer noch hohe Wellen. Während betroffene FTX-Nutzer um ihr Geld bangen müssen, ziehen Krypto-Investoren ihre Coins und Token im großen Stil auch von anderen Exchanges ab – aus Angst vor einem Übergreifen der Krise auf andere Handelsplätze.
Die panische Verkaufswelle am Kryptomarkt scheint sich unterdessen zumindest abgeschwächt zu haben. Nach teils enormen Kursverlusten in der Vorwoche können viele Coins am Montag zumindest wieder moderate Gewinne verzeichnen. Der Bitcoin etwa legt auf 24-Stunden-Sicht rund ein halbes Prozent auf 16.732 Dollar zur.
Die Kuh ist damit aber noch lange nicht vom Eis. Dass die Liquiditätskrise, die FTX zu Fall gebracht hat, noch weitere Krypto-Unternehmen in Bedrängnis bringt, kann zum aktuellen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden. Neueinsteiger bleiben daher vorerst an der Seitenlinie. Wer bereits langfristig investiert ist, sollte sich unterdessen spätestens jetzt um die sichere Verwahrung der Coins kümmern.
Hinweise auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.
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Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.
Mit Material von dpa-AFX.