Die Papiere der US-Biotechunternehmen Novavax, Moderna und BioNTech verzeichnen am Freitagabend teils deutliche Verluste und müssen damit einen Teil ihrer jüngsten Gewinne wieder abgeben. Dass die Covid-Infektionszahlen in vielen Ländern – einschließlich Deutschland – auf extrem hohem Niveau liegen, liefert offenbar keine Impulse.
Stattdessen sorgen sich die Anleger offenbar davor, dass die US-Regierung keine weiteren Impfdosen gegen das Corona-Virus mehr kaufen könnte. Verstärkt wurden diese durch Aussagen von Moderna-Chef Stéphane Bancel, wonach sich sein Unternehmen auf den Vertrieb der Vakzine auf dem privaten Markt einstellt. Bislang werden in den USA sämtliche Covid-Impfdosen von der Regierung gekauft und zur Verfügung gestellt.
Die weitere Finanzierung des Impfprogramms der US-Regierung ist jedoch nach wie vor ungeklärt, berichtet das Finanzportal Barron‘s. Hintergrund ist, dass die Parteiführung der Demokraten im Repräsentantenhaus Anfang März auf Druck aus der eigenen Partei rund 15 Milliarden Dollar zur Finanzierung von Covid-Programmen abgezogen habe.
Dieses Geld fehlt nun offenbar, was dazu führt, dass das Weiße Haus in den vergangenen Tagen nicht annähernd genügend Impfdosen für eine vierte Booster-Runde erwerben konnte, heißt es in dem Bericht. Bei den mRNA-Vakzinen von Pfizer/BioNTech und Moderne zeichne sich aber bereits ab, dass diese erforderlich werden könnte.
Sollte bis dahin keine Lösung zur Finanzierung gefunden worden sein, könnten die Impfdosen – wie andere Medikamente auch – über den freien Markt vertrieben werden, statt über staatliche Impfangebote. Laut dem Moderna-Chef würde der Preis für eine Covid-Impfung in den USA dadurch wohl tendenziell steigen. Gleichzeitig würde dadurch jedoch eine bisher nicht dagewesene Wettbewerbssituation zwischen den Impfstoffanbietern entstehen.
Analysten-Kritik bei Moderna
Speziell bei Moderna kommt noch ein durchwachsenes Analysten-Echo auf den tags zuvor abgehaltenen „Vaccine Day“ hinzu. Dabei hatte das Unternehmen Einklicke in die durchaus gut bestückte Impfstoff Pipeline gegeben.
Mit Blick auf die nun veröffentlichten Phase-2-Studiendaten für einen neuen Grippeimpfstoff bemängeln die Analysten von Jefferies jedoch, dass dieser nur „ähnlich“ effektiv sei wie bisher bereits verwendete Impfungen. Daher sei schwierig abzuschätzen, ob die neuen Kandidaten notwendigerweise besser sind. Mani Foroohar von der Investmentbank SVB Leerink sprach sogar von einem „Flop“ im Influenza-Markt.
In der Folge verliert die Moderna-Aktie vor dem Wochenende um rund neun Prozent und trägt damit die rote Laterne im S&P 500. Die Aktie von Novavax verliert kurz vor Handelsschluss sogar fast zehn Prozent.
BioNTech schlägt sich im Vergleich dazu mit einem Abschlag von 5,5 Prozent noch vergleichsweise solide und bleibt der Favorit des AKTIONÄR. Die Veröffentlichung der Zahlen und etwaige Einblicke in die Produktpipeline am Mittwoch könnte hier wieder positivere Impulse setzen.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BioNTech, Novavax.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Aktien von BioNTech befinden sich im AKTIONÄR-Depot.