Morgen dürften die Augen der Marktteilnehmer auf Brenntag gerichtet werden. Denn der Chemikalienhändler wird am Dienstag seine Zahlen für das dritte Quartal vorlegen. Brenntag leidet wie schon 2023 unter einer schwächeren Nachfrage. Infolge von Preisdruck und harter Konkurrenz strich der Vorstand im August das Gewinnziel für das Gesamtjahr zusammen.
Die allgemeinen Trends und Erwartungen in der Chemieindustrie stimmten das Management vorsichtiger für den Rest des Jahres, hatte Unternehmenschef Christian Kohlpaintner damals erklärt. Es erwarte eine ungünstigere Mengenentwicklung und anhaltenden Preisdruck, insbesondere bei Industriechemikalien.
Für 2024 rechnet der Vorstand mit einem um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (operatives Ebita) von 1,1 bis 1,2 Milliarden Euro. Mit dem neuen Ziel erwartet Brenntag einen Rückgang gegenüber dem Vorjahreswert. Im ersten Halbjahr war das operative Ergebnis um knapp 18 Prozent auf rund 557 Millionen Euro gefallen.
Angesichts des schwierigen Umfeldes hatte das Unternehmen seinen Sparkurs verschärft. Finanzchefin Kristin Neumann will dafür Ausgaben verschieben sowie Investitionen in IT und digitale Transformation über einen längeren Zeitraum strecken. Standortschließungen und der Abbau von Arbeitsplätzen zählten bereits zum Sparprogramm.
Insgesamt will der Konzern bis 2027 auf Jahressicht 300 Millionen Euro einsparen. Die Einmalkosten hatte das Unternehmen auf 250 Millionen Euro beziffert.
Derweil treibt der Konzern die Entflechtung seiner beiden Sparten voran. Die Geschäfte mit Prozesschemikalien (Essentials) sowie mit Spezialchemikalien für bestimmte Branchen (Specialties) sollen bis 2026 eigenständig aufgestellt werden. Brenntag erwartet so deutliche Effizienzsteigerungen und Einsparungen bei den Verwaltungskosten, den Ausgaben sowie in der Lieferkette.
Laut von Brenntag zur Verfügung gestellter Daten erwarten Analysten für das dritte Quartal im Schnitt einen Umsatz von 4,1 Milliarden Euro, knapp ein Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) dürfte hingegen um knapp vier Prozent auf 292 Millionen Euro zurückgegangen sein. Unter dem Strich dürfte der auf die Aktionäre entfallende Gewinn um neun Prozent auf knapp 161 Millionen Euro gesunken sein.
Analyst Christian Obst von der Baader Bank rechnet mit einem weiteren schwierigen Quartal. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hätten sich kaum verändert. Die im Sommer reduzierte Gewinnprognose sollte das Brenntag-Management bestätigen.
Auch nach Einschätzung von Analyst Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan bleibt das Konjunkturumfeld schwierig. Das Ausmaß einer Nachfragebelebung durch China sei ungewiss. Darüber hinaus gebe es aufgrund der jüngst veröffentlichen schwachen Konjunkturdaten eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass die Nachfrage im Schlussquartal etwas stärker als saisonal üblich zurückgehen werde.
DER AKTIONÄR hält aktuell an seiner Einschätzung fest: Ein Einstieg bei der in diesem Jahr relativ mau gelaufenen Aktie von Brenntag drängt sich weiterhin nicht auf.
Mit Material von dpa-AFX