Der DAX-Konzern Bayer legt am Donnerstag (11. Mai) seine Geschäftszahlen für das erste Quartal 2023 vor. Es wird der letzte Quartalsbericht sein, den Konzernchef Werner Baumann vorstellt. Er verlässt Bayer nach 35 Jahren, sieben davon an der Konzernspitze, Ende Mai. Am ersten Juni übernimmt dann Bill Anderson das Ruder, der zuvor die Pharma-Sparte von Roche geführt hat.
Nach einem sehr starken Vorjahr dürfte sich das Wachstum bei Bayer im neuen Jahr verlangsamen. Der kräftige Rückenwind durch außergewöhnlich hohe Preise für das Pflanzenschutzmittel Glyphosat lässt bei dem DAX-Konzern weiter nach. Hinzu kommen höhere Kosten und Preisdruck bei einigen Medikamenten.
Ergebnisrückgang erwartet
Im ersten Quartal dürften die Erlöse demnach mit knapp 14,6 Milliarden Euro in etwa stabil geblieben sein, der operative Gewinn dürfte um rund zwölf Prozent auf 4,6 Milliarden Euro gesunken sein. Analyst Richard Vosser von der Bank JPMorgan hält die Markterwartungen für 2023 indes für womöglich zu hoch. So drückten die hohe Inflation und Wechselkurseffekte auf die Profitabilität der Pharmasparte und der Rückenwind durch die gerade Anfang 2022 sehr hohen Glyphosat-Preise lasse weiter nach.
Sollte Bayer den Glyphosat-Preisdruck, der bis zu einer halben Milliarde Euro ausmachen könnte, nicht durch Kostensenkungen ausgleichen, könnten sogar die Jahresziele des Konzerns wackeln, glaubt der Experte. Im Pharmageschäft könnte laut Vosser zudem das Milliardenmedikament Xarelto etwas hinter den Erwartungen zurückgeblieben sein. Zudem dürften beim Herzmittel Adalat die staatlichen Preisausschreibungen für Medikamente in China deutlicher belastet haben als gemeinhin gedacht.
Branchenexperte Gunther Zechmann vom Analysehaus Bernstein Research gibt sich indes zuversichtlich, trotz des Gegenwinds durch niedrigere Glyphosat-Preise. Die Agrarmärkte boomten nach wie vor, die Preise für Mais und Sojabohnen seien hoch. Vor diesem Hintergrund erschienen die Markterwartungen für 2023 zu vorsichtig.
Bayer dürfte trotz Glyphosat-Preisdruck ein solides erstes Quartal abliefern. Demnächst wird Bill Anderson den Posten des CEO bei Bayer übernehmen. Der erfahrene Pharma-Manager hat das Zeug dazu, Bayer neu zu beleben. Anleger mit einem langen Atem können darauf setzen, dass dies gelingt.
(Mit Material von dpa-AFX)
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.