Nachdem Bayer jüngst mit der Prognose für 2021 enttäuscht hat und die Rating-Agentur Moody’s perspektisch auch noch eine Bonitäts-Verschlechterung sieht, wäre eine weitere negative Nachricht für die Anleger ein Greuel. Immerhin drängt der Leverkusener Chemiekonzern gemeinsam mit BASF nun darauf, das umstrittene Unkrautbekämpfungsmittel Dicamba weiterhin in den USA verkaufen zu dürfen, wie die Nachrichten-Agentur Dow Jones berichtet. Ein US-Bundesgericht hatte im Juni dessen Einsatz auf Soja- und Baumwollfeldern in den USA blockiert.
Konkret bemühen sich die beiden DAX-Unternehmen bei der US-Umweltschutzbehörde Environmental Protection Agency (EPA) um Genehmigungen, die es Farmern erlauben würden, weiterhin Dicamba zu sprühen, so die Nachrichten-Agentur. Dicamba ist ein Herbizid, das widerstandsfähige Unkräuter abtöten kann, aber dafür verantwortlich gemacht wird, dass es von den Feldern abdriftet und Millionen Hektar benachbarter Nutzpflanzen schädigt. Bereits im Februar 2020 hatte eine US-Jury Bayer und BASF in einem Rechtsstreit zu millionenschwerem Schadenersatz an einen Pfirsichbauern verurteilt. Insgesamt will man mit 400 Millionen Euro die gesamten entstandenen Dicamba-Ernteschäden gleichsam beiseite wehen.
Bayer und BASF schlagen nun für die Zukunft vor, dass die Landwirte das Unkrautvernichtungsmittel mit neuen chemischen Mitteln mischen, die nach Angaben von Konzernmanagern dazu beitragen sollen, dass Dicamba sich nicht mehr ausbreitet. EPA-Administrator Andrew Wheeler sagte, die Wissenschaftler der Behörde prüften noch immer die auf Dicamba basierenden Pflanzenschutzmittel der Firmen. „Wir planen, bis Mitte Oktober eine Entscheidung zu treffen", sagte er jüngst im Rahmen einer Präsentation vor dem Minnesota Farm Bureau.
Trotz der durchaus positiv zu wertenden Dicamba-Aktivitäten belasten unverändert die wenig erfreuliche Prognose für 2021 in Verbindung mit der hohen Nettoverschuldung sowie die schwelenden Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten die Bayer-Aktie. DER AKTIONÄR hat den Titel deshalb derzeit nicht auf seiner Empfehlungsliste – Anleger bleiben an der Seitenlinie.