Es scheint so, als wären mit einem Schlag sämtliche Probleme bei Bayer wie weggeblasen. Die Aktie konnte in den vergangenen Tagen eine wahre Rallye-Bewegung hinlegen. Im Wochenvergleich gehört das Papier nicht nur zu den sechs einzigen Werten im DAX, das überhaupt eine positive Performance vorweisen kann, es führt die Gewinnerliste sogar an. Genauso wie am gestrigen Donnerstag. Da ging die Aktie von Bayer mit einem Plus von gut sieben Prozent aus dem Handel und war damit vor Covestro (+4,7 Prozent) und der Deutschen Bank (+4,5 Prozent) der mit Abstand größte Gewinner im DAX.
Bereits am Mittwoch hatten die Anteilsscheine sehr positiv auf die Hoffnung auf Aufschub in einem Glyphosat-Prozess und den überraschend hohen Verkaufspreis für den Anteil am Chemiepark-Betreiber Currenta reagiert. Der nächste US-Prozess um mögliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter wird vertagt. Statt im August soll das Verfahren nun im Januar stattfinden, wie eine Gerichtssprecherin am Mittwoch bestätigte. Ein konkretes neues Datum für den Prozessauftakt dürfte der zuständige Richter Brian May der Gerichtssprecherin zufolge Ende der Woche bestimmen. Currenta konnte derweil für 3,5 Milliarden Euro verkauft werden. Am Markt hatte man bislang lediglich mit 2 bis 2,5 Milliarden Euro gerechnet.
Die gute Stimmung setze sich nun Donnerstag fort, nachdem bekannt geworden war, dass die Leverkusener Insidern zufolge schon bald den nächsten großen Spartenverkauf (Geschäft mit Tiermedizin) ankündigen könnten.
Zudem kündigte der Agrarchemie- und Pharmakonzern die Komplettübernahme des 2016 mit der Investmentgesellschaft Versant Ventures gegründete Gemeinschaftsunternehmen BlueRock Therapeutics an. Bayer setzt damit verstärkt auf Stammzelltherapien zur Behandlung verschiedener Krankheiten. Für die noch nicht gehaltenen 59,2 Prozent sollen zunächst 240 Millionen US-Dollar in bar fließen. Weitere bis zu 360 Millionen Dollar könnten dazu kommen, was aber von bestimmten Entwicklungsziele abhängt. Insgesamt ergibt sich damit eine Bewertung von bis zu rund einer Milliarde Dollar. Die Transaktion soll noch im dritten Quartal abgeschlossen werden.
Es tut sich derzeit also einiges bei Bayer. Die jüngsten Spartenverkäufe sind absolut zu begrüßen, auch dass das Unternehmen im Pharmabereich wieder mehr Gas geben will. Nichtsdestotrotz hängt aber weiterhin ein Damoklesschwert über Bayer: die mittlerweile zigtausend Klagen im Zusammenhang mit Glyphosat. Die Lösung dieses Dilemmas ist aufgrund der hohen Zahl an Klagen (18.400) sowie der Höhe der Forderungen an Komplexität kaum zu überbieten. Eine aktuelle Einschätzung zur Bayer-Aktie finden Sie auch in der aktuellen Ausgabe des AKTIONÄR, die Sie hier als E-Paper lesen können.
(Mit Material von dpa-AFX)