Nach einem ohnehin schwachen Handelstag geraten am Montagabend die deutschen Chemie-Werte, darunter auch BASF, noch einmal zusätzlich unter Druck. Ausschlaggebend dafür ist eine Nachricht von Lanxess. Der Spezialchemiekonzern kürzt seine Prognose für das laufende Jahr, weil das zweite Quartal schwächer als gedacht verlaufen ist.
Die bereits zu Jahresbeginn allgemein sehr schwache Nachfrage sowie ein anhaltender Lagerabbau bei Kunden hätten sich im zweiten Quartal fortgesetzt, teilt das Unternehmen mit. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen werde voraussichtlich etwa 100 Millionen Euro betragen. Zum Vergleich: Die Ebitda-Konsensschätzung von Analysten lag bislang bei 198,9 Millionen Euro!
Nachbörslich sackt Lanxess zusätzlich fünf Prozent ab und liegt kurz vor Ende des Späthandels bei einem Tagesminus von mehr als neun Prozent. Auch BASF und Co geraten nach der Lanxess-Meldung zunächst zusätzlich unter Druck – wenn auch nicht ganz so krass. Kein Wunder, schließlich ist die Stimmung in der Chemie-Branche seit einiger Zeit ohnehin recht angeschlagen.
Vor allem im Bau- und Elektrobereich ist die Nachfrage schwach, eine Erholung auch im laufenden Monat nicht erkennbar. Für das Gesamtjahr hatte Lanxess bislang 850 bis 950 Millionen Euro beim bereinigten Ebitda prognostiziert. Nun sollen es nur noch 600 bis 650 Millionen Euro werden, wenn die Lage bleibt wie bisher.
„Die Nachfragebelebung, die wir für das zweite Halbjahr erwartet haben, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar – weder in China noch in anderen für uns wichtigen Märkten", sagte Lanxess-Chef Matthias Zachert. Das sei vor allem in Deutschland ein Problem aufgrund hoher Energiepreise und überbordender Bürokratie. „In Zeiten einer weltweiten Nachfrageschwäche ist der Standort Deutschland schlicht nicht wettbewerbsfähig.“
Das Deutschland-Bashing ist nicht ganz neu. Bereits im März hatte DER AKTIONÄR berichtet, dass Bayers Pharma-Chef Stefan Oelrich gewarnt hatte, Deutschland verliere im internationalen Wettbewerb an Boden. Allerdings: Lanxess kannte die Bedingungen. Eine schwächelnde Wirtschaft ist grundsätzlich nie schön – vor allem nicht für konjunktursensible Branchen. Es stellt sich die Frage, ob das Lanxess-Management bislang nicht schlicht zu (zweck-)optimistisch war. Wie dem auch sei: Die heutige Nachricht könnte zusätzlich belastend für deutsche Chemie-Aktien wirken. Anleger dürften nun erst einmal auch gesteigert nervös bezüglich der Aussichten bei BASF und Co sein.
(mit Material von dpa-AFX)
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Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BASF.