Die deutsche Chemie- und Pharmabranche wird 2023 trotz Umsatz- und Produktionseinbrüchen in den ersten sechs Monaten wohl genauso viel Geld in Forschung und Entwicklung stecken wie im Vorjahr. "Die Branche hat den Standort Deutschland nicht aufgegeben", sagte Thomas Wessel, VCI-Vorsitzender des Ausschusses Forschung, Wissenschaft und Bildung, am Mittwoch laut Mitteilung.
Die Politik müsse aber dieses Signal mit klaren Maßnahmen zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit erwidern, ansonsten folge der Stagnation eine Reduktion der Ausgaben. Eigentlich seien die stagnierenden Forschungsbudgets ein Rückschritt, da viele andere Industrienationen gewaltig in den Bereich investierten. Ohne Innovation gebe es keine Zukunftssicherung.
Wessel zufolge sei es der Branche in den vergangenen Jahren gelungen, den Standortnachteil Deutschlands durch Innovationskraft auszugleichen. "Wollen wir diesen Kurs beibehalten, müssen wir jetzt den Turbo zuschalten", mahnte er. Mittlerweile gingen in der chemisch-pharmazeutischen Industrie fast 60 Prozent aller externen Forschungsaufträge ins Ausland. "Wenn wir hierzulande nicht ausreichend in neue Produkte, Verfahren oder neue Geschäftsmodelle investieren, verlieren wir weiter an Wettbewerbsfähigkeit und verstärken die Deindustrialisierung", warnte Wessel.
Eine aktuelle Mitgliederumfrage des Verbands zeigt, dass 23 Prozent der Unternehmen 2023 zu mehr Investitionen in Forschung und Entwicklung im Ausland tendieren. Der Chemieverband begründet diese Entwicklung mit den ungünstigen Rahmenbedingungen, wie vor allem überbordender Bürokratie und Regulierung am heimischen Forschungsstandort. Dabei verweist der Verband auf China. In nur zehn Jahren habe sich der Anteil Chinas an den weltweiten Patentanmeldungen für Chemie und Pharma mehr als verdreifacht.
Das Jahr 2023 wird für die Chemiekonzerne eher mau ausfallen. Allerdings sollte dies längst in den Kursen eingepreist sein. Die Konzerne müssen sich allerdings nun für die Zukunft rüsten. Mutige mit einem langen Atem können daher darauf setzen, dass es ab 2024 wieder besser für BASF (Stopp bei 37,00 Euro setzen) und Evonik (Stoppkurs: 15,00 Euro) läuft.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BASF.