Aktien deutscher Autobauer haben am Mittwoch unter der Angst vor einem Zollstreit mit China gelitten. Laut Plänen der EU-Kommission sollen ab Juli je nach Marke bis zu 38 Prozent Zoll auf Importe von chinesischen Elektroautos erhoben werden. Ob diese tatsächlich gezahlt werden müssen, hängt den Angaben zufolge davon ab, ob mit China eine andere Lösung gefunden werden kann.
Die Papiere der Porsche AG sowie von BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen hatten im Laufe des Vormittags schon mit bis zu vier Prozent unter Druck gestanden, reduzierten zuletzt aber ihre Verluste.
Anleger hatten sich jüngst vermehrt Sorgen gemacht, dass die Zölle zu einer Reaktion Chinas und damit zu einem eskalierenden Handelsstreit führen könnten.
Tom Narayan vom Analysehaus RBC sagte in einer ersten Reaktion, er argumentierte schon seit langem, dass es für die EU politisch schwierig sei, hohe Zölle auf chinesische Importe zu erheben. Denn insbesondere die deutschen Autobauer seien stark vom chinesischen Endmarkt abhängig. Er ergänzte, dass Vergeltungsmaßnahmen die europäischen Anbieter auch wegen deren Abhängigkeit von chinesischer Batterietechnologie beeinträchtigen könnten.
Diese Faktoren sind laut Narayan eine Erklärung dafür, dass die Zölle viel niedriger ausfallen als die durch die USA erhobenen 100 Prozent. Vor allem deutsche Autobauer könnten seiner Einschätzung nach negativ betroffen sein, weil sie stärker auf Premium-Fahrzeuge fokussiert seien. Als mildernden Faktor sieht der Experte jedoch, dass diese einen großen Teil der in China verkauften Fahrzeuge vor Ort produzierten.
China ist der größte Automarkt der Welt und deshalb für die deutschen Autobauer extrem wichtig - Gegenmaßnahmen würden deutsche Autobauer treffen. BMW etwa exportiert den 4er und den 7er aus der EU nach China. Über Volumina macht das Münchener Unternehmen keine Angaben. Auch Porsche wäre betroffen, wenn China mit Gegenmaßnahmen reagiert. Das riesige Land ist einer der wichtigsten Märkte für Porsche und wird komplett aus Europa bedient. Audi exportiert ebenfalls zahlreiche Fahrzeuge nach China. "Für das Jahr 2024 rechnen wir ca. mit 60.000 Einheiten", teilte der Konzern mit. ei Mercedes entfielen im vergangenen Jahr rund 30 Prozent des Absatzes auf China. Die Wolfsburger Kernmarke VW verkaufte dort 2023 sogar fast 50 Prozent ihrer Autos, bedient den Markt aber fast ausschließlich aus lokaler Fertigung.
Kurzum:
Die nächste Phase des Handelskonflikts zwischen der EU und China steht bevor. Auf mögliche Zölle der EU auf in China produzierte E-Autos würde China reagieren. Ein höherer Einfuhrzoll auf Fahrzeuge mit einem Verbrennungsmotor (>2,5-Liter-Motoren) steht bereits im Raum. Das würde vor allem die Luxus- und Premiummarken belasten.
(Mit Material von dpa-AFX).