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Automobil-Experte Pieper: "VW bleibt die Nummer 1"

Automobil-Experte Pieper:
Foto: Börsenmedien AG, BMW
Volkswagen Vz. -%
Jochen Kauper 20.04.2020 Jochen Kauper

Nach mehreren Wochen Stillstand fahren die deutschen Automobil-Hersteller in ihren Werken die Produktion wieder hoch. China befindet sich auf dem Weg der Besserung und die Aktien von BMW, Daimler und Volkwagen haben sich von ihren Tiefstständen zum Teil deutlich erholt. Ist das Schlimmste vorbei? DER AKTIONÄR sprach mit dem Auto-Analysten Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler über die aktuelle Situation.

DER AKTIONÄR: Herr Pieper, in ihrer letzten Studie rechnen sie mit einem weltweiten Rückgang der Automobil-Verkäufe von rund 18 Prozent. Keine guten Vorzeichen für BMW, Mercedes und Volkswagen…

Jürgen Pieper: Das große Problem besteht nach wie vor in Europa. Europa ist gesamtwirtschaftlich angeschlagen. Die März-Zahlen waren mit einem Minus von 55 Prozent bei den Neuzulassungen richtig schlecht. Ich gehe davon aus, dass das gesamte zweite Quartal auch nicht unbedingt besser ausfallen wird. In Ländern wir Spanien, Frankreich und Italien steht nach wie vor nahezu die komplette Wirtschaft still. 2020 gehe ich deshalb von einem Minus der Autoverkäufe in Europa von 25 bis 27 Prozent aus. Weltweit komme ich mit einem Minus von 18 Prozent derzeit ganz gut klar. Wenn gewisse Nachholeffekte stattfinden werden, dann könnten wir im zweiten Halbjahr - wenn alles gut läuft - bei einem Minus von 10 Prozent herauskommen.

Foto: Börsenmedien AG, BMW

DER AKTIONÄR: Hängt also einmal mehr alles von China ab?

Jürgen Pieper: Grundsätzlich hatten wir ja bereits vor der Corona-Krise in China eine Schwächephase. Diese hatte sich von Mitte 2018 bis Ende 2019 aufgebaut. Schon alleine daraus hat sich ein gewisser Nachholbedarf aufgebaut. China hat die Krise weitgehend gemeistert und ich denke, dass sich die Wirtschaft im zweiten Quartal relativ schnell wieder erholen wird. Außerdem ist er Markt nach wie vor eher untersättigt. Auf zehn Einwohner kommt ein Auto. Dagegen kommen in Ländern wie Deutschland auf zehn Einwohner knapp fünf Autos.

BMW (WKN: 519000)

DER AKTIONÄR: Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) fordert mehr staatliche Unterstützung für die von der Corona-Krise schwer getroffene Autobranche – Sinnvoll ihrer Meinung nach?

Jürgen Pieper: Wegen der schon lang andauernden Krise der Branche, die ja zum Teil auch durch politische bzw. richterliche Entscheidungen wie Fahrverboten oder Zöllen hervorgerufen wurde, und wegen der sehr großen Bedeutung für die deutsche Volkswirtschaft halte ich staatliche Incentives in diesem Fall für richtig.

Volkswagen Vz. (WKN: 766403)

DA: Welcher deutscher Automobil-Hersteller steht ihrer Meinung nach am besten da?

Jürgen Pieper: Die Branche zeigte ja bereits vor der Krise eine gewisse Underperformance. Während der Krise verzeichneten dann viele Kurse nochmals einen starken Rückgang. Zuletzt gab jedoch es einige Hoffnungszeichen: VW hat mit den Zahlen für das erste Quartal seine Qualität bewiesen. Die Umsatz- und Gewinngrößen sind bei weitem nicht so stark gefallen wie im Vorfeld erwartet wurde. VW verfügt über eine gute Preispolitik und starke Einzelmarken. Die Durchschnittspreise pro verkauftem Auto im VW-Konzern steigen durch den immer größeren Anteil an SUVs. Außerdem zeigen die Effizienzprogramme ihre positive Wirkung.

DA: Wie sehen Sie BMW unter dem neuen Vorstand Oliver Zipse?

Jürgen Pieper: Die Disziplin auf der Kostenseite hat bei BMW deutlich zugenommen. Die Produkte machen einen guten Eindruck. In Punkto E-Mobility geht BMW nicht den gleichen konsequenten Weg wie VW. Weil man eben aufgrund der Größe auch nicht die finanziellen Möglichkeiten hat. Jedoch zeichnet sich BMW durch eine hohe Flexibilität aus.

Bei BMW habe ich großes Vertrauen in den neuen Vorstand und in das Kostenmanagement.

Daimler (WKN: 710000)

DA: Zuletzt haben sie ihr Kursziel für die Daimler-Aktie auf 24 Euro reduziert. Warum sehen sie Daimler eher skeptisch?

Jürgen Pieper: Daimler hat unter anderem einen sehr hohen Anteil an Nutzfahrzeugen. Außerdem ist Daimler im Vergleich zu VW und BMW stärker von Nordamerika abhängig. Den Auto-Markt in Nordamerika sehe ich in den nächsten Monaten eher skeptisch. Außerdem hat Daimler im Vergleich ein schlechteres Kostenmanagement.

DA: Wer hat von den drei deutschen Auto-Herstellern auf lange Sicht also die besten Karten?

Jürgen Pieper: Unter den Auto-Aktien bleibt VW die Nummer 1. BMW liegt ebenfalls gut im Rennen. Auf Seiten der Zulieferer gefällt mir Betrandt gut. Auch Schaeffler hat zuletzt viele positive News in Sachen E-Mobility geliefert.

Vielen Dank für das Interview.

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