Anders als in früheren Jahren jagen die Sparer in den letzten Tagen vor Weihnachten in den Innenstädten nicht nach Geschenken, sondern sitzen mehrheitlich im Corona-Lockdown zuhause. Die Präsente fürs Fest sollten bald per Post eintrudeln. Nun widmen sich viele Sparer der Börse. Und da soll es nach MDAX, Dow und S&P 500 endlich auch beim DAX einen neuen Rekord geben. Der Wochenausblick.
Die Spannung unter den Anlegern ist hoch. Schließlich geht es um die Frage, ob die jüngste Börsenrallye nach dem MDAX auch dem Deutschen Aktienindex noch vor Heiligabend ein neues Rekordhoch beschert. Die Chancen sind nicht schlecht.
Am Freitag ging der DAX nach einer kleineren Berg- und Talfahrt mit moderaten Verlusten ins Wochenende. Am Tag des Hexensabbat, dem großen Verfallstermin an den Terminbörsen, schloss er auf Xetra bei 13.630 Punkten.
Im frühen Handel hatte der deutsche Leitindex noch von besser als erwarteten Ifo-Stimmungsdaten für Dezember profitiert und nur 21 Punkte unter seinem Rekordhoch vom Februar bei 13.795 Punkten wieder gedreht. Im Wochenverlauf verbuchte der Leitindex aber dennoch ein sattes Plus von 3,9 Prozent. Der MDAX schloss bei 30.405 Zählern mit einem neuen Rekord und einem Wochenplus von drei Prozent.
Aktuell glauben die Marktteilnehmer noch an Erfolge, was den Börsen insgesamt zugute kommt. Die Corona-Sorgen sind dagegen nach den begonnenen und beginnenden Impfungen gegen das Virus trotz hoher Neuinfektionszahlen etwas in den Hintergrund gerückt.
Märkte weiter optimistisch
Die Marktanalysten Craig Erlam vom Broker Oanda Europe und Stephen Innes von Axi erwarten baldige Entscheidungen in der EU und in den USA. "Brexit-Deal und US-Hilfspaket – beides ist noch nicht in trockenen Tüchern", sagte Innes, auch wenn die Märkte sich insgesamt weiter optimistisch zeigten. Da die Deadlines jedoch bislang immer wieder verschoben, wurden, sei nun die Zeit eng, um noch in diesem Jahr etwas auf den Weg zu bringen. "Das schafft erhöhte Unsicherheit zum Jahresende hin", sagte Erlam.
Dennoch ist auch er eher positiv gestimmt: "Es hat ganz den Anschein, dass die Verhandelnden auf beiden Seiten des Atlantiks beschlossen haben, noch ein paar Gesprächstage herauszuquetschen, bevor sie sich – unter den aktuellen Umständen metaphorisch gesprochen – die Hände schütteln und ihre Deals besiegeln."
Unter Hochdruck verhandeln Großbritannien und die EU weiter über einen Brexit-Handelspakt. Die Gespräche bleiben aber schwierig, wie aus Verhandlungskreise am Samstagabend zu hören war. "Das wahrscheinlichste Ergebnis" sei derzeit ein No Deal, hieß es. Es gebe weiter "erhebliche offene Fragen" zu Fischerei und Subventionen. "Die Verhandlungen gehen weiter, aber wir sind immer noch weit auseinander."
Und Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect gibt sich überzeugt: "Der DAX steht in den Startblöcken, um in der kommenden Woche die Jahresendrallye fortzusetzen und den im Februar erreichten Rekord knapp unter 13.800 Punkten zurückzuerobern."
Dabei spiele auch das so genannte "Window-Dressing" eine immer wichtigere Rolle. Fondsmanager, die die Rallye verpasst und ihren Anlegern noch keine gute Rendite bieten konnten, wollen ihre Schwächen kaschieren. Daher werfen sie schlecht gelaufene Aktien aus ihrem Portfolio und kaufen stattdessen die gut gelaufenen, was für weiter steigende Börsen sorgen könnte.
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Unsicherheiten wegen Handelspakt
Sollten die Deals in den USA sowie zwischen der Europäischen Union und Großbritannien wider Erwarten scheitern, dürfte jedoch Ungemach drohen. Dabei wird vor allem das Thema Brexit von den Marktexperten als das unsicherere und daher als das brisantere angesehen. "Bis zum Jahresende stehen die EU und Großbritannien noch in regen Verhandlungen über einen geregelten Austritt Großbritanniens aus der EU. Sollten diese scheitern, wird dies nicht spurlos an den deutschen Standardwerten vorbeigehen", so Lipkow.
Seitens der Konjunktur stehen in der Woche bis inklusive Donnerstag nur wenige Daten auf der Agenda, die allesamt kaum marktbewegend sein dürften. In Deutschland könnte am Dienstag als wohl wichtigstes Ereignis allenfalls das GfK-Verbrauchervertrauen für Januar in Blick rücken.
Stühlerücken in den Nebenwerte-Indizes
Auch unternehmensseitig dürfte es eher ruhig zugehen. Allerdings werden die Indizes nach dem großen Verfallstag an den Terminbörsen zum Wochenstart neu zusammengesetzt. Während im DAX alles unverändert bleibt, wird Siemens Energy in den MDAX aufgenommen und verdrängt so den Leasingspezialisten Grenke. Dieser steigt in den SDAX ab und nimmt dort den Platz von Tele Columbus ein.
Zudem gibt es noch sechs weitere Neuzugänge im Nebenwerte-Index. Die Aufsteiger in den SDAX sind der Online-Broker flatex, der Rüstungselektronik-Hersteller Hensoldt, die Online-Möbelhändler Home24 und Westwing, der Biodiesel-Hersteller Verbio sowie der altbekannte Autozulieferer ElringKlinger.
Weichen müssen dafür der Autozulieferer Leoni, der Finanzdienstleister Wüstenrot & Württembergische, der Werkzeugmaschinenbauer DMG Mori, der UV-Technologie-Spezialist Dr. Hönle, der IT-Dienstleister Secunet sowie der Autowaschanlagen-Hersteller Washtec. (Mit Material von dpa-AFX)
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