Nachdem Aurelius im August durch den Verkauf einer Hotelimmobilie einen Ergebnisbeitrag in signifikant zweistelliger Millionenhöhe erzielt hat, "werden wir dieses Jahr mit Sicherheit noch weitere Verkäufe sehen", verrät CEO Dr. Dirk Markus im AKTIONÄRs-Interview. Bei einem Umsatz von über 1,9 Mrd. Euro erwartet die Münchner Beteiligungsholding im laufenden Jahr ein Gesamt-EBITDA von über 225 Mio. Euro. Mit einem aktuellen KGV von knapp über 10 und einer Dividendenrendite von um die fünf Prozent sieht er die Aurelius-Aktie "im Vergleich immer noch relativ günstig bewertet".
DER AKTIONÄR sprach mit Konzernlenker Dr. Markus über die jüngsten Transaktionen, ein noch stärkeres zweites Halbjahr und die mittelfristige Zielgröße von 5 Mrd. Euro Umsatz.
DER AKTIONÄR: Herr Dr. Markus, AURELIUS ist innerhalb von nur zehn Jahren zu einer der führenden europäischen Beteiligungsgruppen aufgestiegen und hat damit auch viele Konkurrenten überholt. Was sind die wesentlichen Treiber Ihres Erfolges?
Dr. Dirk Markus: Wir sind in all den Jahren konsequent unserer Strategie treu geblieben: Wir kaufen nur Unternehmen, die Entwicklungspotenzial haben und sich beim bisherigen Eigentümer nicht optimal entfalten konnten. Nach Kauf unterstützen wir diese Unternehmen systematisch mit Hilfe unserer hauseigenen Task Force und können so in den allermeisten Fällen eine deutliche Verbesserung der Ergebnisentwicklung feststellen.
AURELIUS ist längst mehr als ein reiner Sanierungsspezialist, das zeigt auch die jüngste Akquisition der ARBAprocessing Gruppe. Welche Stellschrauben sehen Sie, um ARBA noch besser zu machen?
ARBA ist im Bereich spezieller Fahrzeugaufbauten vor allem für die Milchindustrie ein wichtiger europäischer Player. Bei Milchsammelfahrzeugen sogar Marktführer in der DACH-Region. AURELIUS wird das Unternehmen beim Ausbau der bestehenden Marktposition und der Erschließung neuer regionaler und industrieseitiger Wachstumsbereiche unterstützen. Mit unserer operativen Erfahrung und unserem unternehmerischen Netzwerk helfen wir dem Management, das bisher familiengeführte Unternehmen weiter zu internationalisieren.
Sie fahren aktuell ein rasantes Tempo im Transaktionsbereich. Sind Sie für die weitere Expansion ausreichend kapitalisiert oder würden Sie gerne noch einen weiteren Gang hochschalten?
Wir werden auch zukünftig alle Chancen nutzen, die sich uns bieten, unsere Akquisitionskasse ist derzeit gut gefüllt. Unsere gesunde Eigenkapitalstruktur ohne nennenswerte Verschuldung würde es uns jedoch auch bei Bedarf problemlos erlauben, den Kapitalmarkt in Anspruch zu nehmen. Das wichtigste ist jedoch, dass wir auch künftig diszipliniert bleiben und einen Kauf nur dann tätigen, wenn er genauso attraktiv ist wie unsere bisherigen Transaktionen. Mit einem Multiplikator von 9,3 auf das bisher investierte Kapital liegt da die Latte nicht gerade niedrig – aber wir sind guter Dinge, auch künftig ähnliche Werte zu sehen.
Add-on-Akquisitionen gehören zum AURELIUS Geschäftsmodell. Könnten Sie am jüngsten Beispiel, der Übernahme von tutoria durch die Studienkreis Gruppe, kurz erläutern, welche Vorteile Ihnen diese Strategie bietet?
Wir setzen bei unseren Töchtern konsequent auf Wachstum. Dafür sind neben organischem Wachstum Add-on-Akquisitionen ein ideales Mittel. Am Beispiel Studienkreis heißt das: Der Markt für private Bildungseinrichtungen steht erst am Anfang einer Hausse. Wir werden in den kommenden Jahren eine stark steigende Nachfrage in diesem Segment erleben. Deshalb bringen wir die Studienkreis Gruppe sowohl durch internes Wachstum als auch mit Zukäufen in eine starke Wettbewerbsposition. So haben wir in diesem Jahr bereits die 60. neue Niederlassung eröffnet und geben jetzt durch den Zukauf von tutoria auch im Bereich der Online-Nachhilfe Gas.
Auf der Exitseite haben Sie im August den Verkauf einer Hotelimmobilie gemeldet, der Ihnen einen Ergebnisbeitrag im zweistelligen Millionenbereich beschert hat. Werden bis Jahresende weitere Verkäufe folgen?
Dieses Jahr werden wir mit Sicherheit noch weitere Verkäufe sehen. Wir befinden uns permanent im Gespräch mit Interessenten für unsere Töchter. Entscheidend für den Verkauf ist jedoch, den genau richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Wir haben gegenwärtig viel Freude an unseren Unternehmen, insofern ist der Verkauf eine Option, aber keine zwingende Notwendigkeit. Die anziehende Konjunktur sowie die strategische und operative Neuausrichtung unserer Töchter verspricht weiteres Umsatz- und Ertragswachstum. Sollte ein Verkauf für alle Beteiligten die beste Alternative sein, so werden wir handeln.
Im ersten Halbjahr haben Sie bei einem Umsatz von 933 Mio. Euro ein EBITDA von 109 Mio. Euro erzielt. Lassen sich diese Werte auf das Gesamtjahr hochrechnen oder könnte die zweite Jahreshälfte dank der zahlreichen Zukäufe sogar noch stärker ausfallen?
Das erste Halbjahr ist hervorragend gelaufen. Wir sind auf dem richtigen Weg und wollen 2015 ein weiteres Rekordjahr abschließen. Bei einem Umsatz von über 1,9 Mrd. Euro erwarten wir ein Gesamt-EBITDA von über 225 Mio. Euro für das Gesamtjahr nach 209,4 Mio. Euro im Vorjahr. Das operative EBITDA aus den Konzernunternehmen wird dabei voraussichtlich überproportional von 96,6 Mio. Euro auf rund 120 Mio. Euro zulegen.
Trotz der deutlichen Korrektur am Gesamtmarkt notiert die AURELIUS-Aktie nahe am Jahreshoch. Worauf führen Sie diese Krisenresistenz des Papiers zurück?
Dafür gibt es mehrere Gründe: Erstens sind wir durch die Vielzahl unserer Töchter sehr breit diversifiziert und damit nicht so sehr durch singuläre Krisenereignisse – sei es jetzt China, Griechenland, Volkswagen oder weitere andere Anlässe – betroffen. Zweitens haben wir in den letzten zehn Jahren mit jedem investierten Euro mehr als neun Euro verdient und unsere Aktionäre erhielten in den vergangenen Jahren eine stetig steigende Dividende. Bei einem aktuellen KGV von knapp über 10 und einer Dividendenrendite von um die fünf Prozent ist die Aurelius-Aktie im Vergleich immer noch relativ günstig bewertet.
Mit dem erstmaligen Sprung über die Umsatzmarke von 2 Mrd. Euro auf annualisierter Basis hat AURELIUS einen weiteren Meilenstein der Unternehmensgeschichte erreicht. Was sind die nächsten großen Ziele, die Sie im Blick haben?
Wir werden in den kommenden Jahren weiter an unserer Zielgröße von 5 Mrd. Euro Umsatz arbeiten. Dafür werden wir unsere Anstrengungen auf alle Regionen in Europa ausdehnen. Ich bin davon überzeugt, dass wir vor allem in den südeuropäischen Ländern, allen voran in Spanien, in den kommenden Jahren überdurchschnittlichen Wachstumsraten sehen werden. Davon wollen wir profitieren. Aber auch Deutschland, Großbritannien und Nordeuropa sind und bleiben attraktive Märkte für lukrative Unternehmenstransaktionen.
Herr Dr. Markus, vielen Dank für das Interview.