Apples AR-/VR-Headset ist in den USA seit rund einer Woche erhältlich. Mindestens 3.499 Dollar müssen die Kunden dort auf den Tisch legen, um die futuristische Computerbrille ihr Eigen nennen zu können. Doch andernorts sind die Menschen offenbar bereit, noch deutlich tiefer in die Tasche zu greifen.
Als Apple bei der Entwicklerkonferenz WWDC im letzten Sommer den Preis für das AR-/VR-Headset Vision Pro bekanntgegeben hat, ging ein Raunen durch den Saal (DER AKTIONÄR berichtete). Zwar ist der Tech-Riese ohnehin nicht gerade für Schnäppchenpreise bekannt, doch Preise ab 3.500 Dollar empfanden einige Teilnehmer dann doch als (zu) teuer. Seither führen Kritiker den Preis als eines der Argumente an, warum die Vision Pro eine Nischenprodukt oder gar ein Ladenhüter bleiben könnte.
Erste Schätzungen zum Vorverkauf seit Mitte Januar und dem Auslieferungsstart in der Vorwoche deuten aber trotzdem auf eine hohe Nachfrage nach dem Headset hin. Zunächst bietet Apple die Vision Pro aber ohnehin nur in den USA an. Kunden im Ausland müssen sich noch gedulden – oder einen saftigen Aufschlag bezahlen.
Nach Bloomberg-Informationen wird das Basismodell mit 256 Gigabyte Speicher auf dem japanischem Marktplatz Mercari für 800.000 Yen – umgerechnet rund 5.400 Dollar – angeboten. Bei der chinesischen E-Commerce-Plattform Taobao werden 36.000 Yuan (rund 5.000 Dollar) aufgerufen, bei Lazada in Singapur verlangt ein Verkäufer umgerechnet 6.300 Dollar für das Gerät.
Im Hongkong verlangt der auf Technologie-Geräte spezialisierte Importeur Mong Kok täglich schwankende Preise ab 35.800 Hongkong-Dollar, umgerechnet 4.580 Dollar, berichtet die Nachrichtenagentur. Hierzulande werden bei eBay momentan einige Geräte von Privat für 4.600 bis 6.950 Euro angeboten – teils zuzüglich Versand aus den USA.
Knappes Angebot treibt den Preis
Das Phänomen ist auch den Marktforschern von Counterpoint Research nicht entgangen. „Unsere Beobachtungen deuten auf überhöhte Preise auf inoffiziellen Kanälen hin, die bis zu 40.000 Yuan für Vision-Pro-Geräte erreichen“, so Analyst Ivan Lam. Er verweist allerdings auch auf ein begrenztes Angebot, da die Geräte derzeit wohl nur in geringer Stückzahl aus den USA importiert werden.
Auch bei den Abnehmern dürfte es sich folglich nicht um „normale“ Verbraucher handeln. Die teils saftigen Preisaufschläge dürften nur Hardcore-Fans bezahlen, die unbedingt zu den allerersten Besitzern der neuen Apple-Brille gehören wollen.
Brian Ma von der Analysefirma IDC gibt zudem zu Bedenken, dass auch Software-Entwickler, Zubehör-Hersteller oder Apple-Konkurrenten natürlich so schnell wie möglich an ein Exemplar der Vision Pro kommen wollen – und dafür im Zweifel auch bereit sind, mehr zu bezahlen.
Klar, Apple selbst hat von den Umsätzen am Sekundärmarkt nichts. Doch sie sind ein Indiz, dass es auch außerhalb der USA durchaus Nachfrage nach dem neuen Produkt gibt. Apple sollte den internationalen Verkaufsstart also nicht auf die lange Bank schieben und dort lieber selbst mitverdienen.
Insgesamt dürfte der Beitrag der Vision Pro zum Konzernumsatz im laufenden Jahr dennoch überschaubar sein. Doch das Headset ist zum Glück nicht die einzige Neuheit, die Apple in diesem Jahr in petto hat. So will der Konzern auch in Sachen KI stärker angreifen – ein Bereich, der sich gut monetarisieren lässt. DER AKTIONÄR bleibt daher bullish.
Hinweis auf Interessenkonflikte
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