Zum Start der diesjährigen Entwicklerkonferenz WWDC hat Apple am Montag Einblicke in neue Technologie und die künftige Strategie gegeben. Vor allem das Thema Datenschutz rückt noch stärker in den Fokus. Die Aktie reagiert allerdings kaum.
Apple setzt im Konkurrenzkampf um Nutzer von Smartphones und Computern auf Datenschutz und smarte Funktionen. Am Montag angekündigte neue iPhone-Software soll Text in Fotos auslesen können, auf den Geräten wird automatisches Übersetzen in andere Sprachen möglich, die Videochat-App Facetime wird nach dem Boom von rivalisierenden Diensten wie Zoom in der Corona-Krise deutlich ausgebaut. Zugleich stärkt Apple den Schutz der Privatsphäre mit neuen Funktionen gegen die Nachverfolgung des Nutzerverhaltens bei E-Mails und im Webbrowser Safari.
Dabei werden zwei Dienste, die bisher nur auf Apple-Geräten verfügbar waren, auch für Nutzer von Technik anderer Anbieter zugänglich. Zum einen werden Hersteller von Hausgeräten die Sprachassistentin Siri integrieren können. Diesen Weg gehen bereits Amazon mit der Assistenzsoftware Alexa und Google mit seinem Assistant. Zum anderen werden sich Nutzer von Android-Smartphones und Windows-Computern künftig auch in Facetime-Videochats einwählen können. Dafür wird man Nutzer in einen Facetime-Chat auch über einen Link einladen können - so wie es etwa beim Videokonferenzdienst Zoom üblich ist.
Facetime bekam in der Präsentation zum Auftakt der Entwicklerkonferenz am Montag ein weitreichendes Update. So wird man mit Hilfe der App künftig gemeinsam Musik hören und Video ansehen können, ohne den Chat zu unterbrechen. Die Funktion wird unter anderem für den Streaming-Dienst Disney+, aber auch für die Video-App Tiktok verfügbar sein. Man kann zum Beispiel gemeinsam mit Freunden, die an unterschiedlichen Orten sind, dieselbe Sendung über die Fernsehbox Apple TV auf dem Fernseher anschauen und sich über das Geschehen austauschen.
In einer aufsehenerregenden Neuerung lässt Apple nebeneinander positionierte Mac-Computer und iPad-Tablets mit Maus und Tastatur bedienen als wäre es ein Gerät, ohne sie dafür speziell verbinden zu müssen. Der Konzern nennt die Funktion „Universal Control“.
Datenschutz wird zum Geschäftsmodell
Siri kann für die Spracherkennung künftig ohne Internet-Verbindung auskommen. Bisher wurden die Aufnahmen dafür zur Verarbeitung an die Apple-Server und wieder zurückgeschickt. Die Erkennung direkt auf dem Gerät steigert zum einen die Datensicherheit, macht die Software zum anderen auch schneller. Wenn Anwender aktiv zustimmen, werden aber mit Siri auch in Zukunft anonymisierte Daten in die Apple-Cloud gesendet, damit der Dienst mit maschinellem Lernen weiter verbessert werden kann.
Zu weiteren Datenschutz-Funktionen gehört das Blockieren von Nachverfolgungs-Pixeln in E-Mails. Auf diese Technologie greifen etwa Absender von Werbung zurück, um zu erfahren, ob und wo eine E-Mail geöffnet wurde.
Außerdem sichert Apple für Kunden seiner Abo-Dienste künftig die Datenübertragung mit zusätzlicher Verschlüsselung ab. Die Funktion „Private Relay“ ist Teil eines neuen Abos iCloud+ und soll besser als herkömmliche VPN-Dienste die übertragenen Daten abschirmen. Im Gegensatz zu einem klassischen VPN-Dienst können die Kunden aber keinen virtuellen Standort auswählen, um zum Beispiel von Deutschland aus Streaming-Inhalte anschauen zu können, die eigentlich Zuschauern in den USA vorbehalten sind.
Neuerungen ab Herbst verfügbar
Die neuen Funktionen sorgten dafür, dass verschiedene Elemente von Apples Ökosystem enger miteinander verzahnt werden, kommentierte der langjährige Branchenanalyst Gene Munster die Ankündigungen. Das erleichtere die Nutzung der Produkte. Die neuen Betriebssysteme macht Apple traditionell im Herbst verfügbar. Die Funktionen werden aber bereits jetzt vorgestellt, damit Entwickler sie rechtzeitig in ihre Apps integrieren können.
Während Apple mit einigen Funktionen wie „Universal Control“ Neuland betritt, versucht der Konzern etwa mit der Spracherkennung in Fotos auf dem iPhone zu Google aufzuschließen. Bei dem Internet-Konzern gibt es das schon seit einigen Jahren.
Smarte Funktionen, die das Leben einfacher machen, und die Fokussierung auf den Datenschutz sind für immer mehr Kunden wichtige Kaufargumente und könnten mittel- und langfristig für wachsende Umsätze mit Hardware und Serviceangeboten sorgen. Große Überraschungen sind zum Start der Konferenz allerdings ausgeblieben. Das zeigt sich auch an der Reaktion der Apple-Aktie, die am Montag unverändert aus dem US-Handel gegangen ist.
Angesichts der starken operativen Aussichten und dem bevorstehenden Ausbruch aus der aktuellen Seitwärtsrange im Chart bleibt DER AKTIONÄR bullish und bestätigt die Kaufempfehlung für die Aktie.
Hinweis auf Interessenkonflikt:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Apple.
Mit Material von dpa-AFX.