Nach dem Sturm von Trump-Anhängern auf das Kapitol in der Vorwoche haben die Social-Media-Plattformen Facebook und Twitter die Accounts des scheidenden US-Präsidenten gesperrt – und damit eine kontroverse Diskussion ausgelöst. Auch einer möglichen Alternative haben Amazon, Apple und Google-Mutter Alphabet nun erst einmal den Saft abgedreht.
US-Präsident Donald Trump verliert nach Twitter und Facebook eine weitere Plattform für die direkte Kommunikation mit seinen Anhängern. Der Online-Dienst Parler war am Montag nicht mehr erreichbar, nachdem Amazon als technischer Dienstleister die Zusammenarbeit eingestellt hatte. Der weltgrößte Online-Händler ist auch ein führender Anbieter von Infrastruktur im Netz, auf die viele Start-ups und etablierte Unternehmen zurückgreifen.
Apple und Google hatten die Parler-App zuvor bereits unter Verweis auf die fehlende Inhalte-Regulierung aus ihren App Stores verbannt. Sie konnte damit nicht mehr neu auf die Smartphones geladen werden, funktionierte aber noch.
Die Plattform habe gegen die App-Store-Bedingungen verstoßen, hieß es in einer Nachricht von Apple an Parler, über die der Sender CNN berichtete. „Die Prozesse, die Parler eingerichtet hat, um die Verbreitung von gefährlichen und illegalen Inhalten zu moderieren oder zu verhindern, haben sich als unzureichend erwiesen2, bemängelte Apple. Insbesondere habe man weiterhin direkte Gewaltandrohungen und Aufrufe zur Anstiftung zu gesetzwidrigen Handlungen gefunden, die gegen die Richtlinien verstießen. Google argumentierte ähnlich.
Beliebte Alternative bei Trump-Fans vorerst offline
Parler bezeichnete sich als auf Redefreiheit fokussierte Online-Plattform. In der Realität war es eine Art Twitter, wo alles erlaubt ist. Die noch verhältnismäßig kleine Plattform verzichtete weitgehend auf Regulierung von Inhalten und unternahm damit auch wenig gegen Hassreden, Drohungen und die Verbreitung falscher Informationen.
Angesichts eines zunehmend härteren Vorgehens von Twitter und Facebook gegen Gewaltaufrufe und Verschwörungstheorien wanderten schon in den vergangenen Monaten verstärkt Trump-Anhänger zu Parler ab.
Die Entscheidung der Tech-Giganten sorgt für erhöhte Unsicherheit. Hinzu kamen am Montag Gewinnmitnahmen nach den jüngsten Höchstständen der US-Aktienindizes. Die Aktien von Alphabet, Amazon und Apple sind daraufhin jeweils mehr als zwei Prozent schwächer aus dem Handel gegangen, stehen aber weiterhin auf der Kaufliste des AKTIONÄR.
Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Apple.
Mit Material von dpa-AFX.