Es könnte eine dieser langen Nächte im Kanzleramt werden. Nach den Pfingstfeiertagen treffen sich die Spitzen von Union und SPD am Dienstagnachmittag zu Beratungen über ein möglicherweise 80 Milliarden Euro schweres Programm zur Milderung der konjunkturellen Folgen der Corona-Krise. Auf dem Tisch liegen Vorschläge zur Unterstützung von Familien, Unternehmen und Kommunen. Von außen werden außerdem viele Forderungen an die Koalitionsspitzen herangetragen, wie das Geld am besten auszugeben ist.
Kaufprämien für Autos?
Einige besonders griffige und umstrittene Themen haben sich in der Debatte bereits herauskristallisiert. Viel diskutiert wurde über Kaufprämien, um die gebeutelte Auto-Industrie und von ihr abhängige Branchen wie Zulieferer zu stützen. Dafür gibt es in der Koalition auf beiden Seiten Befürworter und Gegner. Wegen der Klimakrise ist eine solche Maßnahme umstritten. Die Autoländer Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen schlagen eine "Innovationsprämie" vor. Gefördert werden sollten aus Sicht von Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder moderne Autos, die weniger CO2 produzieren.
Den deutschen Automobil-Herstellen Daimler, BMW und Volkswagen sowie deren Aktien würden mögliche Kaufprämien weiteren Rückenwind verleihen.
"Wegen der sehr großen Bedeutung für die deutsche Volkswirtschaft halte ich staatliche Incentives in diesem Fall für richtig."
"Wegen der schon lang andauernden Krise der Branche, die ja zum Teil auch durch politische bzw. richterliche Entscheidungen wie Fahrverboten oder Zöllen hervorgerufen wurde, und wegen der sehr großen Bedeutung für die deutsche Volkswirtschaft halte ich staatliche Incentives in diesem Fall für richtig", sagt Autoexperte Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler gegenüber dem AKTIONÄR.
Daimler: Gute News
Zuletzt mehrten sich die positiven News bei Daimler. Laut der Nachrichtenagentur Reuters will sich Daimler am Batteriezellen-Hersteller Farasis Energy beteiligen. Ein sinnvoller Schritt. Es gilt, die für den Ausbau der Elektromobilität notwenige Versorgung an Batterie-Zellen zu sichern.
Die Daimler-Aktie nahm erholte sich im Zuge des freundlichen Gesamtmarkts zuletzt deutlich. Die 90-Tage-Linie bei 33,86 Euro wurde geknackt. Die Comeback-Spekulation läuft. Die Aktie trifft bei 37,50 Euro auf einen horizontalen Widerstand. Anleger laufen den gestiegenen Kursen allerdings nicht hinterher, sondern warten nach dem starken Anstieg eine Konsolidierung ab.
Am besten steuert VW unter seinem CEO Herbert Diess durch die Krise. Dass die Absatzzahlen im April schlecht ausgefallen sind – geschenkt. Positive Signale kamen zuletzt verstärkt aus China. Im größten Autoabsatzmarkt der Welt normalisiert sich das Wirtschaftsleben. VW lieferte in China mit 305.600 Autos im April ein Prozent mehr aus als ein Jahr zuvor. Vor allem was die Zukunft betrifft, ist VW gut vorbereitet. Diess will mit seiner Mannschaft in den nächsten vier Jahren 60 Milliarden Euro in wichtige Themen wie Elektromobilität, Digitalisierung und Hybridantriebe stecken. Die Aktie bleibt eine Halteposition.
Nicht nur der Volkswagen-Konzern treibt seine Elektroauto-Offensive in China voran.Auch der Premium-Autobauer BMW setzt auf den größten Automarkt der Welt. Gemeinsam mit seinem chinesischen Partner Brilliance China Automotive wird BMW in den kommenden drei Jahren rund 3,67 Milliarden Euro investieren.
Neue Impulse durch Vorstand Oliver Zipse
Vorstand Oliver Zipse hat bei BMW zuletzt für viele neue Impulse gesorgt. Die Produkte machen einen guten Eindruck. In punkto E-Mobility geht BMW nicht den gleichen konsequenten Weg wie VW. Aufgrund der Größe hat BMW auch nicht die finanziellen Möglichkeiten. Jedoch zeichnet sich BMW durch eine hohe Flexibilität aus.
Derzeit sind die Märkte extrem überkauft. Aus technischer Sicht trifft die BMW-Aktie bei rund 55,50 Euro auf die 100-Tage-Linie. Wird diese überwunden, kann das Papier durchaus noch weiter steigen. Erst bei 57,50 Euro wartet der nächste horizontale Widerstand. Eine Konsoliderung wäre aber dennoch überfällig.
(Mit Material von dpa-AFX).