Trotz zahlreicher Herausforderungen läuft es bei der Deutschen Post nach wie vor rund. Dies ist die wohl wichtigste Nachricht, die es von einer Online-Konferenz von Deutsche-Post-Vorstandschef Frank Appel und des Internationalen Clubs Frankfurter Wirtschaftsjournalisten vom Mittwochabend zu vermelden gibt.
So erklärte Appel, dass die Post insgesamt "extrem stabil" durch die Krisenzeit kommt. Zu konkreten Schätzungen ließ er sich aber noch nicht hinreißen: "Momentan ist die Volatilität noch enorm. Deswegen haben wir uns entschieden, noch keine neue Prognose zu geben." Die Post hatte ihr Gewinnziel für 2020 wegen der Ausbreitung des Corona-Pandemie Ende Februar unter Vorbehalt gestellt und es Anfang April wie viele andere Konzerne ganz kassiert.
Allerdings betonte Appel am Mittwoch, dass die weltweiten Lieferketten nie zusammengebrochen seien. Das Problem, das Corona mit sich gebracht habe, sei ein Nachfrageproblem. "Wir haben nicht einen Tag nicht operiert in der Welt." Nur wenige Stationen der Deutschen Post DHL seien geschlossen gewesen. Es gebe angesichts der Krise einen weltweiten Einbruch der Konsumentennachfrage. So etwas habe es global noch nie gegeben. Die Preise für Luftfracht seien hingegen enorm gestiegen.
Profitieren konnte die Post in der Krise allerdings von einem regelrechten Paketboom. Die Zahlen erreichten plötzlich ähnliche Höhen wie in der Vorweihnachtszeit. Die Post sieht auch im zweiten Halbjahr weiter deutliches Wachstum bei den Paketen. Der Anstieg habe sich aber inzwischen etwas abgeschwächt, sagte Appel. Es sei noch schwer abzuschätzen, ob das E-Commerce-Geschäft so stark bleibe. In der Krise hätten Menschen online eingekauft, die das sonst nicht tun. "Wie lange das anhält, wird man erst über den Sommer sehen können", sagte der Manager. Stärkere Arbeitslosigkeit habe wahrscheinlich einen verstärkenden Effekt auf die Online-Handel. So gebe es im Internet eine totale Preistransparenz, und die Preissensibilität steige, wenn man arbeitslos sei.
Unabhängiger von Amazon
Ebenfalls positiv: Die Post wird laut Appel unabhängiger vom Online-Riesen Amazon : Der Anteil, den der Onlinehändler als Kunde ausmache, sinke, weil Amazon immer mehr Pakete selbst zustelle und das Geschäft der Post mit anderen Kunden stärker wachse. "Unsere Abhängigkeit von Amazon-Umsatz ist in den letzten Wochen weiter gesunken." Weltweit stehe Amazon für zwei Prozent des Umsatzes der Post. Bei UPS seien laut deren Angaben deutlich mehr.
Kurz vor dem Kaufsignal
Die Aktie der Deutschen Post notiert indes aktuell nur noch knapp unter dem "Corona-Hoch" von 32,02 Euro. Sollte diese Marke genommen werden, wäre der Weg nach oben aus charttechnischer Sicht frei.
Auch aus fundamentaler Sicht hätte die Aktie noch Luft nach oben. Schließlich sind die Post-Titel sowohl im Vergleich mit Wettbewerbern als auch vor allem im historischen Bereich derzeit relativ günstig bewertet.
Die Kursabschläge im Zuge des Corona-Crashs erscheinen angesichts der Tatsache, dass die Post relativ gut durch die Krise kommt, überzogen. Die Chancen, dass sich die Erholung die Aktie daher in den kommenden Wochen und Monaten fortsetzt, stehen sehr gut. Anleger können bei der günstig bewerteten Dividendenperle weiterhin zugreifen. Der Stopp sollte bei 25,00 Euro belassen werden.
Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Deutsche Post.