Keine frohe Kunde hatte der Online-Händler Amazon am Donnerstag nachbörslich für seine Anleger parat: Er verdiente im dritten Quartal deutlich weniger und warnte angesichts von Lieferproblemen vor weiteren hohen Kosten. Beim Ausblick für das laufende Vierteljahr dämpfte Amazon die Markterwartungen erheblich. Die Aktie verliert derzeit 2,8 Prozent auf 3.350,99 Dollar.
Vorstandschef Andy Jassy warnte aufgrund von höheren Löhnen, weltweiten Problemen in der Lieferkette und gestiegenen Frachtkosten zudem vor "Milliarden" an Zusatzausgaben im Schlussquartal.
Jassy verteidigte aber die Investitionsoffensive: "Es wird kurzfristig teuer für uns sein, doch es setzt die richtigen Prioritäten für unsere Kunden und Partner." Amazon steckt schon seit geraumer Zeit sehr viel Geld in den Ausbau seiner Liefer- und Lagerinfrastruktur, zudem hat der Konzern angesichts der gestiegenen Nachfrage in der Pandemie die Mitarbeiterzahl stark erhöht, berichtet dpa-AFX. Dem Quartalsbericht nach beschäftigte Amazon weltweit zuletzt knapp 1,5 Millionen Voll- und Teilzeitkräfte – rund 30 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Grund zur Sorge sehen die Analysten aber nicht. Die US-Investmentbank Goldman Sachs beispieslweise hat das Kursziel für Amazon nach den Quartalszahlen zwar von 4.250 auf 4.100 US-Dollar gesenkt, aber die Einstufung auf "Buy" belassen. JPMorgan hebt das Kursziel für die Amazon-Aktie sogar an: von bislang 4.100 Dollar auf nun 4.350 Dollar.
Analyst Ross Sandler von der britischen Barclays-Bank geht davon aus, dass dies für eine Weile die letzte Welle der gekürzten Erwartungen sein werde. Sein Kollege Brent Thill von Jefferies zog einen Vergleich: Als Amazon letztmals zwei enttäuschende Quartale verzeichnete, seien anschließend zehn positive Quartale gefolgt – mit einem Kursanstieg um 120 Prozent, rechnete er vor.
Auch DER AKTIONÄR bleibt zuversichtlich und rät: Langfrist-Anleger bleiben dabei oder kaufen sogar nach.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "AKTIONÄR-Depot".