Nach den heftigen Kursverlusten am Freitag kann sich die Aktie von Alibaba am Montag etwas stabilisieren und legt im vorbörslichen US-Handel rund ein Prozent zu. Kein Wunder, denn der E-Commerce-Riese übt sich in Schadensbegrenzung. Den kurzfristigen Abwärtstrend kann dies jedoch nur bedingt stoppen.
Am Freitag veröffentlichte die SEC eine Liste mit chinesischen Aktien, denen ein Delisting von den US-Aktienmärkten drohen könnte. Darunter auch Alibaba, weshalb die Papiere des E-Commerce-Riesen über elf Prozent einbüßten.
Das Problem der US-Börsenaufsicht: Fehlende Einsichtsmöglichkeiten in die Berichte der Wirtschaftsprüfer von Alibaba. Denn wenn die Aufsicht in drei aufeinanderfolgenden Jahren die Berichte der Wirtschaftsprüfer nicht hinreichend überprüfen kann, würde das „Holding Foreign Companies Accountable“-Gesetz eine Sperre des Unternehmens für den US-Aktienmarkt ermöglichen.
Am heutigen Montagmorgen hieß in einer Firmenmitteilung nun: „Alibaba wird auch weiterhin die Marktentwicklungen beobachten, die geltenden Gesetze und Vorschriften einhalten und sich bemühen, seine Notierung sowohl an der NYSE als auch an der Hongkonger Börse aufrechtzuerhalten.“
Gleichzeitig hieß es jedoch vor einer Woche, dass Alibaba anstrebe, die Hongkonger Zweitnotiz zu einer Erstnotiz umzugestalten. Eine Erstnotiz in Honkong würde die Teilnahme an einem Aktienaustauschprogramm mit dem chinesischen Festlandhandel ermöglichen. Festlandchinesen könnten die Alibaba-Aktie dann zum Beispiel an der Börse in Shanghai kaufen.
Eine Sperrung Alibabas für den US-Markt dürfte vielen Anlegern den Zugang zu den Aktien erschweren und weitere Kurseinbrüche nach sich ziehen. Gleichzeitig bleibt fraglich, wie gut der chinesische Festlandshandel diesen Wegfall kompensieren kann. Denn aktuell werden rund drei Viertel des Handels mit Alibaba-Aktien in New York abgewickelt.
Das mögliche Delisting bleibt damit für die Alibaba-Aktionäre ein Thema, das zu weiterer Volatilität führen könnte. Gleichzeitig kann sich China dem wirtschaftlichen Druck nicht entziehen, was dem E-Commerce-Riesen auch fundamental zusetzen wird.
Aufgrund der sehr günstigen Bewertung der Alibaba-Aktien wird Langfrist-Anlegern jedoch empfohlen, weiterhin einen Fuß in der Tür zu halten – am besten aber nur einen Zeh.
Der Handel mit Anteilen chinesischer Unternehmen ist mit erheblichen politischen und rechtlichen Unsicherheiten verbunden. Für Anleger besteht ein erhöhtes Totalverlustrisiko.