Traton geht nach einem starken Jahresendgeschäft mit unerwartet hohen Zielen in das neue Jahr. Vorstandschef Christian Levin sieht den noch immer hohen Auftragsbestand als Grundlage, zudem rechnet sich der Manager der VW-Nutzfahrzeugtochter weitere Effizienzgewinne durch das Zusammenwachsen der Marken des Konzerns aus. Die Aktie, die DER AKTIONÄR kurz vor Weihnachten in Ausgabe 51/2023 zu 20,75 Euro als Top-Tipp vorgestellt hat, setzt ihre Rekordfahrt fort.
Im vergangenen Jahr übertraf Traton mit den Marken Scania, MAN, Navistar und der südamerikanischen Volkswagen Truck & Bus die Erwartungen. Der Umsatz stieg um 16 Prozent auf 46,9 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis verdoppelte sich nahezu auf 4,03 Milliarden Euro, die entsprechende Marge zog um 3,5 Prozentpunkte auf 8,6 Prozent an.
Neben einem höheren Absatz und einer besseren Verkaufspreisdurchsetzung trieb die bessere Auslastung der Werke die Profitabilität hoch. Im Vorjahr hatte der Teilemangel insbesondere bei Elektronikchips die Produktion vielfach noch deutlich eingeschränkt.
Der auf die Aktionäre entfallende Gewinn lag mit 2,45 Milliarden Euro mehr als doppelt so hoch wie ein Jahr zuvor mit 1,14 Milliarden Euro. Die Dividende soll dementsprechend von 70 Cent auf 1,50 Euro je Papier zulegen.
Der Ausblick passt: Traton peilt bei Absatz und Umsatz eine Bandbreite von minus fünf bis plus zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr an. Die um Sondereffekte bereinigte operative Gewinnmarge erwartet der Vorstand zwischen 8,0 und 9,0 Prozent. Bei beiden Werten hatten Analysten bisher Werte am unteren Ende der Spanne auf dem Zettel.
Die Ertragsperle Scania erzielte erneut eine prozentual zweistellige Marge und beim einstigen Sorgenkind MAN fruchtet inzwischen das Sparprogramm. Die US-Marke Navistar wurde ebenfalls profitabler. In Südamerika fiel die Marge zwar, weil es wegen verschärfter Abgasrichtlinien im wichtigen Markt Brasilien Vorzieheffekte Ende 2022 gegeben hatte. Allerdings erwirtschaftete die kleinste Konzernsparte Volkswagen Truck & Bus nach wie vor eine höhere Rendite als MAN und Navistar.
AKTIONÄR-Leser wissen: Traton kann künftig über Modularisierung und Gleichteilestrategien deutliche Skaleneffekte heben. Dazu wird der von Scania entwickelte Antriebsstrang (Powertrain) mit einem hocheffizienten 13-Liter-Dieselmotor in allen Premiumfahrzeugen der gesamten Traton-Gruppe eingeführt.
Neben der operativen Entwicklung könnte die Aktie auch aus anderen Richtung Rückenwind erhalten. Derzeit hält Volkswagen noch 89,7 Prozent aller Traton-Aktien. Mit einer Erhöhung des Free Floats würde der Titel auch für große internationale Investoren interessant, die derzeit aufgrund ihrer Regularien noch keine Positionen aufbauen dürfen.
Die Entwicklung kommt nicht wirklich überraschend. Gegenüber dem AKTIONÄR hatte Levin bereits Mitte Dezember erklärt, dass Traton im Jahr 2023 an wichtigen Stellen einen großen Schritt vorangekommen sei, und er deswegen auch sehr optimistisch auf 2024 blicken würde. Der Konzern ist mit seinen vier Marken stark aufgestellt und treibt den Wandel zu alternativen Antrieben aktiv voran. Eine durchaus mögliche Erhöhung des Free Floats sorgt für zusätzliche Fantasie. Auch wenn die unverändert günstig bewertete Aktie mittelfristig weiter auf der Überholspur fahren dürfte, sollten Anleger, die der Empfehlung im Dezember gefolgt sind, das aktuelle Momentum nutzen, um auch mal ein paar Teilgewinne von mittlerweile über 35 Prozent einzustreichen.