Anleger, die auf fallende Kurse bei einzelnen Aktien setzen, haben es derzeit nicht leicht. Auch beim MDAX-Wert Hugo Boss müssen Shortseller heute mit ansehen, wie die Anteile des Herrenausstatters nahezu explodieren. Gleich mehrere Gründe sind dafür verantwortlich. Auch charttechnisch sieht es nun schick aus.
Der Luxuskonzern LVMH hat gestern nachbörslich seine Quartalszahlen vorgelegt und dabei überrascht (DER AKTIONÄR berichtete). Die Franzosen berichteten in ihrer Hauptsparte Mode und Lederwaren (Louis Vuitton) trotz Coronakrise von einem starken Geschäft. Das LVMH-Management zeigte sich "vorsichtig zuversichtlich" auch für 2021 und
hofft auf eine Beschleunigung des Tempos in allen Geschäftsbereichen.
Börsianer setzten nun beim Herrenausstatter Hugo Boss auf die Eindeckungen von
Spekulanten, die zuvor auf fallende Kurse gesetzt hatten. Das sorgt bei der im MDAX notierten Aktie für deutliche Kursgewinne. Die Papiere des Modekonzerns klettern zeitweise um elf Prozent auf 31,82 Euro – das höchste Niveau seit März 2020.
Das Analysehaus RBC hatte das Kursziel für Hugo Boss kürzlich von 21 auf 30 Euro angehoben, was nun bereits wurde. Analyst Richard Chamberlain kürzte am Montag zwar seine Erwartungen an den Vorsteuergewinn in den Jahren 2020 und 2021 wegen der kurzfristigen Herausforderungen des Modekonzerns in der Corona-Krise. Für das Jahr 2022 jedoch erhöhte er sie wegen der Impfstoff-Fortschritte und auch seine Erwartungen an den längerfristigen Cashflow.
Mit der Überwindung der seit November bestehenden Charthürde bei 28 Euro wurde direkt auch das markante Zwischenhoch aus Juni bei gut 31 Euro überwunden, wenn auch noch nicht nachhaltig.
Hugo Boss hat in den vergangenen Monaten sein E-Business erfolgreich ausgebaut und wendet sich nun auch verstärkt dem Freizeitkleidung-Sektor zu. Dafür holte man im Sommer Daniel Grieder als Spitzenmanager in die Firma. Der ehemalige Tommy-Hilfiger-Chef ist der Casual-Wear-Experte schlechthin. Bei Hilfiger gelang es ihm, in kürzester Zeit das Umsatzwachstum anzukurbeln. Zudem hat er dort die Damenmode wieder auf den Erfolgskurs gebracht.
Die getroffenen Weichenstellungen bei Hugo Boss müssen sich noch in Zählbarem niederschlagen. DER AKTIONÄR ist optimistisch, dass das mittel- bis längerfristig gelingt. In der aktuellen Ausgabe wurde der Business-Mode-Konzern zum Kauf empfohlen.