Nach dem zuletzt kräftigen Rückschlag greifen die Anleger bei Aixtron, Infineon und Siltronic wieder beherzt zu. Impulse kommen von den recht zuversichtlichen Signalen der Branchengröße STMicroelectronics, den nicht so schlecht wie befürchtet ausgefallenen Zahlen von Texas Instruments und dem Auftragseingang des Spezialpumpenherstellers Pfeiffer Vakuum.
Texas Instruments (TI) ist der erste große US-Chiphersteller, der von ersten Auswirkungen der Corona-Pandemie beeinflusste Quartalszahlen vorlegt. Das Unternehmen produziert vor allem für die Industrie- und die Automobilbranche. TI hat im abgelaufenen Quartal überraschend viel verkauft. Weil Kunden vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie aus Sorge um die Verfügbarkeit benötigter Produkte besonders viel orderten, ging der Umsatz im ersten Quartal nur um sieben Prozent auf 3,33 Milliarden Dollar zurück. Analysten hatten hingegen nur mit 3,14 Milliarden Dollar gerechnet. Der Gewinn fiel unterm Strich von 1,22 Milliarden Dollar im entsprechenden Vorjahreszeitraum auf 1,17 Milliarden Dollar. Auch hier hatten Experten weniger vorhergesagt. Im zweiten Quartal rechnet TI mit einem weiteren Umsatz- und Gewinnrückgang. Die Anleger zeigten sich dennoch erleichtert.
Der europäische Halbleiterhersteller STMicroelectronics (STM) rechnet vor allem wegen der Schwäche der Autobranche infolge der Corona-Krise mit einem deutlichen Umsatzrückgang im zweiten Quartal. In der zweiten Jahreshälfte geht der Infineon-Konkurrent jedoch von einer wieder anziehenden Nachfrage aus. Dies dürfte jedoch nicht ausreichen, um im Gesamtjahr zu wachsen. Und so stellt sich STM im schlimmsten Fall auf einen Erlösrückgang um bis zu acht Prozent auf 8,8 Milliarden Dollar für 2020 ein. Bislang hatte der Konzern noch mit einem Umsatzanstieg gerechnet.
Am Markt herrscht dennoch Erleichterung, den Experten hatten eine noch schwächere Entwicklung befürchtet. Um finanziell für die Krise gerüstet zu sein, will der Zulieferer von Konzernen wie Apple oder Tesla in diesem Jahr weniger investieren. So senkt STM die Investitionen von 1,5 Milliarden auf 1,0 bis 1,2 Milliarden Dollar. Finanziell sieht sich der Konzern gut aufgestellt. Zum Ende des Quartal verfügte STM über eine Nettofinanzposition von 668 Millionen Dollar, liquide Mittel von 2,7 Milliarden Dollar sowie verfügbare Kreditfazilitäten von 1,1 Milliarden Dollar.
Aus dem starken Orderbuch bei Pfeiffer Vakuum schließen einige Experten, dass der Ausbruch der Coronavirus-Pandemie in Südkorea - einem großen Hersteller von Halbleitern - kaum Spuren bei den Bestellungen hinterlassen habe. Pfeiffer Vacuum ist mit seinen Vakuumpumpen ein Zulieferer der Chipindustrie.
Das Datenpaket kommt bei den heimischen Branchenvertreter gut an. Die Aktien von Aixtron, Infineon und Siltronic können deutlich an Wert zulegen, nachdem das Trio gestern noch deutlich Federn lassen musste. DER AKTIONÄR ist für alle drei Aktien positiv gestimmt und sieht – vor allem mittelfristig – weiteres Kurspotenzial. Anleger sollten sich bei einem Investment in einem der drei Werte aber auf einen volatilen Kursverlauf samt scharfer Rücksetzer einstellen.
(Mit Material von dpa-AFX)