Eine klare Tendenz war bei der Aixtron-Aktie zuletzt nicht wirklich zu erkennen. Doch die volatile Richtungssuche dürfte schon bald enden. Mit dem Ende Februar präsentierten Ausblick wurde deutlich: Depositionsanlagen zur Herstellung von Verbindungshalbleitern aus dem Hause Aixtron bleiben State of the Art. Eine Verlangsamung oder gar ein Ende der Geschäftsdynamik ist nicht in Sicht.
Aixtron profitiert als langjähriger Marktführer von der starken Nachfrage nach effizienter Leistungselektronik. Bauteile auf Basis von Galliumnitrid (GaN) sind kleiner, erlauben eine effizientere Energieleitung und halten höhere Temperaturen aus als klassische Siliziumchips. Sie werden neben dem schnellen und kabelloses Laden im Bereich Heimelektronik zunehmend auch in Mobilfunkstationen, Rechenzentren und Photovoltaikanlagen zur Stromversorgung eingesetzt.
Bei Siliziumkarbid-(SiC-)Anlagen scheint sich die Nachfrage sogar noch zu beschleunigen. Großen Anteil daran hat die im dritten Quartal 2022 an den Start gegangene neue Depositionsanlage „G10-SiC“. Die Experten der DZ Bank sind überzeugt: „Mit einem deutlich höheren Durchsatz bei nur geringfügigen Qualitätsabstrichen und damit verbundenen Kostenvorteilen für die Produzenten dürfte Aixtron hier seine Kundenbasis verbreitern.“ Als Schlüsseltechnologie für E-Mobilität und die effiziente Wandlung erneuerbarer Energie dürfte SiC daher in den kommenden Jahren Aixtrons größter Wachstumstreiber werden, auch wenn der GaN-Bereich dabei weiter auf hohem Niveau wachsen sollte. In Summe standen GaN- und SiC-Anlagen im vergangenen Jahr für über 40 Prozent der Erlöse.
Mit Maschinen zur Herstellung von Mikro-LEDs hat Aixtron aber noch ein heißes Eisen im Feuer. Branchenkenner sind überzeugt: Die Technologie ist ein Gamechanger für die Display-Industrie. Sie übertrifft bestehende Flüssigkristall-Displays (LCD) und organische Leuchtdioden (OLED) in Bezug auf den Stromverbrauch und bietet gleichzeitig eine höhere Pixeldichte, ein besseres Kontrastverhältnis und eine höhere Helligkeit. Zunächst werden die neuen Displays vermutlich in Smartwatches zum Einsatz kommen.
In diesem Zusammenhang fällt in Finanzkreisen oft der Name Apple. Derzeit werden dem Vernehmen nach vor allem viele Pilotanlagen bestellt. Mit einer Beschleunigung des Geschäfts ist ab Ende des Jahres zu rechnen. 2023 dürften die Mikro-LED-Anlagen rund zehn Prozent der Erlöse ausmachen. Sobald eine standardisierte Massenfertigung großer Panels zu vertretbaren Kosten möglich ist, dürften auch die Hersteller von Bildschirmen auf Mikro-LED umrüsten. Aixtron steht mit seinen Maschinen bereit.
Im laufenden Jahr soll der Umsatz insgesamt um mindestens ein Viertel auf 580 bis 640 Millionen Euro steigen, nach plus acht Prozent auf 463 Millionen Euro 2022. Dabei stützt sich Vorstand Felix Grawert auf einen Auftragsbestand von knapp 352 Millionen Euro. 2023 sollen zudem Orders für 600 bis 680 Millionen Euro eingesammelt werden. Bei einer EBIT-Marge zwischen 25 bis 27 Prozent dürfte auch unter dem Strich deutlich mehr Gewinn hängen bleiben.
Aixtron adressiert mehrere Wachstumsmärkte, die teilweise noch in einer frühen Entwicklungsphase sind. Die Visibilität ist groß, negative strukturelle Veränderungen sind nicht in Sicht. Die Gefahr operativer Enttäuschungen ist damit als gering einzustufen. Das größte Risiko bleibt die relativ hohe Bewertung mit dem 5-fachen Umsatz und einem 2023er-KGV von 25. Angesichts der starken Positionierung und den kontinuierlich wachsenden Orderbüchern ist das Ende der Fahnenstange trotzdem noch nicht erreicht. DER AKTIONÄR spekuliert daher auf eine Fortsetzung des Aufwärtstrends mit Kursen jenseits der 30-Euro-Marke.
Hinweis auf Interessenkonflikte : Aktien und Derivate von Aixtron befinden sich in Real-Depots der Börsenmedien AG.