Zu umständlich, zu aufwändig, zu teuer – Wasserstoff wurde als Antriebstechnik für Flugzeuge lange angezweifelt. Doch Flugzeugbauer Airbus prescht nun voran. Vorstandschef Guillaume Faury sagt der Wasserstoff-Technik für Flugzeuge gar einen Siegeszug in der Branche voraus. Inzwischen hätten auch vormals skeptische Triebwerksbauer ihre Meinung zu dieser Technik geändert, sagte der Manager.
Faury prophezeit, dass sich "andere Hersteller dem anschließen werden" – ohne den Hauptrivalen Boeing aus den USA namentlich zu nennen. Airbus will bis zum Jahr 2035 ein marktreifes Passagierflugzeug mit Wasserstoff-Antrieb auf den Markt bringen und damit CO2-neutrales Fliegen möglich machen (DER AKTIONÄR berichtete). Ein erster Prototyp soll 2030 mit flüssigem Wasserstoff abheben.
"Wir bei Airbus haben uns entschieden, den Stier bei den Hörnern zu packen", sagte Faury. Je weiter Airbus bei dem Thema vorankomme, desto mehr sehe er sich in der Entscheidung für Wasserstoff bestärkt. Allerdings könne die Luftfahrtbranche nicht alle Herausforderungen allein bewältigen, so der Airbus-Chef mit Blick auf die Politik und andere Unternehmen.
Boeing setzt bei dem Ziel der CO2-Neutralität bisher hingegen nur auf den Einsatz nachhaltiger Kraftstoffe (Sustainable Aviation Fuel – SAF) etwa aus Biomasse in Flugzeugen mit herkömmlichem Antrieb. Faury betrachtet SAF hingegen lediglich als Übergangslösung. Ihr Vorteil: Diese Kraftstoffe können schon jetzt in herkömmlichen Flugzeugen eingesetzt werden. Allerdings stehen sie bisher nur in geringer Menge zur Verfügung und kosten ein Vielfaches von normalem Kerosin.
Im Boeing-Heimatland USA wird Airbus spätestens ab November alle Flugzeuge aus seiner Produktionsstätte in Mobile, Alabama, mit einer Mischung aus SAF und konventionellem Kerosin in den Treibstofftanks ausgeliefert. Dort sowohl Flugzeuge der A220- als auch der A320-Familie produziert und in den USA ansässige Kunden übergeben. Die Initiative sei ein weiterer Schritt zur Erfüllung der Verpflichtung von Airbus zu einem klimaneutralen Wachstum im Luftfahrtsektor, heißt es in einer Mitteilung.
Die Airbus-Aktie legt in freundlichem DAX-Umfeld am Mittag um ein Prozent auf 114,52 Euro zu und hat damit die 50-Tage-Linie zurückerobert – wenn auch noch nicht nachhaltig.
Airbus will bis zum Jahr 2035 ein marktreifes kleines Passagierflugzeug mit Wasserstoffantrieb auf den Markt bringen. Derzeit arbeitet Airbus noch an den technischen Grundlagen. Die teure Entwicklung des neuen Flugzeugs solle 2027 oder 2028 beginnen. Bis dahin bleibt Airbus abhängig von den Bestellungen herkömmlicher Flieger. Mit einem hohen Auftragsbestand ist der Flugzeugbauer über Jahre ausgelastet. Der Airbus-Kurs sollte seinen Aufwärtstrend fortsetzen. DER AKTIONÄR hat ein Kursziel von 140 Euro ausgegeben.
(Mit Material von dpa-AFX)