Im zweiten Corona-Jahr hat der Luft- und Raumfahrt-Konzern Airbus alle Erwartungen geschlagen. Während Konkurrent Boeing an verschiedenen Stellen laboriert, fuhr Airbus einen Rekordgewinn ein. An der Börse heißt es nach freundlichem Start jedoch: "Sell on good News." Die neuen Ziele enttäuschen ein wenig.
Dem weltgrößten Flugzeugbauer Airbus ist ausgerechnet im zweiten Corona-Jahr 2021 der höchste Gewinn seiner Geschichte gelungen. Dank gestiegener Flugzeug-Auslieferungen, Einsparungen und positiver Sondereffekte übertraf der Überschuss mit 4,2 Milliarden Euro den bisherigen Rekordgewinn von 2018.
Der Umsatz legte um vier Prozent auf 52,1 Milliarden Euro zu. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten (bereinigtes Ebit) verdreifachte sich nahezu auf knapp 4,9 Milliarden Euro.
Während das krisengebeutelte Geschäft mit Passagierflugzeugen deutlich mehr abwarf, lieferten auch die Hubschrauber-Sparte Airbus Helicopters und die Rüstungssparte Airbus Defence and Space verbesserte Ergebnisse ab.
Angesichts des jüngsten Milliardengewinns sollen die Anteilseigners nach zwei Nullrunden wieder eine Dividende erhalten. Mit 1,50 Euro je Aktie fällt der Dividenden-Vorschlag sogar höher aus als von Analysten erwartet.
Nach den Einschnitten infolge der Pandemie will die Airbus-Führung um CEO Guillaume Faury die Flugzeugproduktion wieder ein gutes Stück hochfahren. Vor allem die Mittelstreckenjets aus der Modellfamilie A320neo sind trotz der Krise stark gefragt.
Insgesamt plant Airbus in diesem Jahr die Auslieferung von rund 720 Verkehrsflugzeugen, das wären gut 100 mehr als im vergangenen Jahr. Das Rekordniveau von 863 ausgelieferten Maschinen aus dem Jahr 2019 ist aber immer noch ein gutes Stück entfernt.
Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten (bereinigtes Ebit) solle im laufenden Jahr 5,5 Milliarden Euro erreichen – das wären rund 600 Millionen mehr als im vergangenen Jahr. Beim freien Mittelzufluss peilt das Management vor Fusionen, Übernahmen und Kundenfinanzierungen rund 3,5 Milliarden Euro an. Diesen Wert hat der Konzern überraschend schon 2021 erreicht.
Der Konzern braucht das Geld, um in seine langfristigen Projekte zu investieren. Dabei geht es vor allem um das erste Passagierflugzeug mit Wasserstoff-Antrieb, das der Hersteller bis zum Jahr 2035 an den Start bringen will.
Zudem hat Airbus seinen "CityAirbus NextGen" entwickelt. Der vollelektrische, viersitzige Multicopter soll mit einer Reichweite von 80 km und einer Reisegeschwindigkeit von 120 km/h in und um Großstädten eingesetzt werden. Airbus will so das Pendeln in der Stadt auf nachhaltige Weise in die Luft verlagern.
An der Börse kommen die Neuigkeiten nur im frühen Geschäft gut an. Die Airbus-Aktie steigt anfangs um bis zu zwei Prozent auf 120,34 Euro, rutschte dann aber ins Minus. Zeitweise steht der Kurs 1,7 Prozent unter Vortag bei 116,30 Euro. Börsianer sind ein wenig enttäuscht über die Ziele für 2022, die leicht unter den Konsensschätzungen liegen.
Seit dem Jahreswechsel hat das Airbus-Papier aber gegen den allgemeinen Trend im DAX rund fünf Prozent zugelegt. Das Rekordhoch von 139,40 Euro aus der Zeit kurz vor der Pandemie ist aber immer noch ein Stück entfernt.
Erste Reaktionen von Analysten nach den Zahlen fallen positiv aus. Das Analysehaus Jefferies etwa sieht Airbus weiterhin als "Buy" und bleibt bei seinem Kursziel von 140 Euro. Vor allem dank des Rüstungs- und Raumfahrtgeschäfts habe das operative Ergebnis (Ebit) des Konzerns positiv überrascht, schrieb Analystin Chloe Lemarie. Heraus steche aber vor allem der hohe Barmittel-Zufluss.
Die US-Bank JPMorgan sieht den fairen Wert für Airbus bei 150 Euro. Das operative Ergebnis (Ebita) des Luft- und Raumfahrtkonzerns habe die Erwartungen übertroffen, so Analyst David Perry. Sein Votum: "Overweight".
Die US-Investmentbank Goldman Sachs ist noch optimistischer für Airbus und lässt die Flugzeugbauer-Aktie mit einem Kursziel von 179 Euro auf ihrer "Conviction Buy List". Analystin Daniela Costa betont den besser als erwartet ausgefallenen Dividendenvorschlag.
Airbus ist im laufenden Jahr auf gutem Wege, neue Rekordgewinne einzufahren. Wenn die Chart-Hürde bei gut 120 Euro überwunden wird, wo der DAX-Wert bereits mehrfach scheiterte, wäre der Weg Richtung Allzeithoch frei. DER AKTIONÄR hat ein Kursziel von 140 Euro ausgegeben. Engagierte Anleger bleiben an Bord.
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(Mit Material von dpa-AFX)