Die Aktie von Airbus setzt ihren Lauf fort und klettert von einem Hoch zum anderen. Mittlerweile ist der Börsenwert des Flugzeugbauers erstmals in der Firmengeschichte auf 100 Milliarden Euro gestiegen. Doch das Ende der Fahnenstange muss damit noch längst nicht erreicht sein: Boeing kommt auf 180 Milliarden Euro.
Dieser Bewertungsunterschied ist derzeit eigentlich gar nicht mehr gerechtfertigt. Klar, Boeing war über Jahre hinweg erfolgreicher und wesentlich profitabler als Airbus. Doch dies ändert sich nun – vor allem natürlich aufgrund der Probleme von Boeing mit seinem einstigen Verkaufsschlager 737 Max.
Wird bei Boeing 2020 tatsächlich wieder alles gut?
Für das laufende Jahr erwarten Analysten bei Boeing wegen der aktuellen Probleme im Durchschnitt einen leichten Umsatzrückgang auf umgerechnet 85,1 Milliarden Euro, ein EBITDA von 11,3 Milliarden Euro und einen Nettogewinn von 7,9 Milliarden Euro. Daraus errechnet sich ein KGV von 26.
Für 2020 wird aktuell noch damit gerechnet, dass das 737-Desaster keine größeren Einflüsse mehr auf die Geschäftsentwicklung haben dürfte – das könnte allerdings spannend werden. Stand jetzt erwarten die Experten Erlöse von 108 Milliarden Euro, ein EBITDA von 17,0 Milliarden Euro und einen Nettogewinn von 12,2 Milliarden Euro. Damit würde das KGV auf 16 sinken. Doch es steht wirklich auf der Kippe, ob 2020 angesichts der jüngsten Meldungen (mögliches Flugverbot bis 2020, Rücktritt des 737-Max-Programmchefs) für Boeings 737-Max-Maschinen tatsächlich weitaus besser laufen wird als 2019.
Airbus mit solidem Wachstum
Bei Airbus sind die Risiken hingegen derzeit weitaus geringer. Der Konzern dürfte 2019 auf einen Umsatz von 70,6 Milliarden Euro, ein EBITDA von 9,3 Milliarden Euro und einen Nettogewinn von 4,6 Milliarden Euro kommen (KGV: 21).
Für 2020 wird ein Erlösanstieg auf 75,1 Milliarden Euro, ein EBITDA von 10,9 Milliarden Euro und ein Nettogewinn von 5,7 Milliarden Euro erwartet. Das KGV dürfte damit auf 18 schrumpfen.
Die deutlich bessere Bilanz
Ein weiteres Pfund, mit dem Airbus gegenüber Boeing wuchern kann, ist die starke Bilanz. So verfügen die Europäer über Netto-Cash von 13,7 Milliarden Euro sowie Eigenkapital in Höhe von 8,9 Milliarden Euro, woraus sich eine Eigenkapitalquote von 7,6 Prozent errechnet.
Boeing kommt hingegen auf Nettoschulden von 6,2 Milliarden Euro und lediglich auf ein Eigenkapital von 30 Millionen Dollar, woraus sich bei einer Bilanzsumme von 120 Milliarden Dollar eine Quote von unter einem Prozent ergibt. Keine allzu beruhigenden Bilanzdaten angesichts einer bevorstehenden Klagewelle...
Die außergewöhnlich starke Marktstellung, die über Jahre hinweg prall gefüllten Auftragsbücher und die guten Perspektiven sprechen nach wie vor für die Airbus-Aktie. Im Vergleich zu den weitaus riskanteren Boeing-Anteilen wäre ein deutlicher Bewertungsaufschlag derzeit absolut gerechtfertigt. Das Chartbild bleibt stark – auch wenn es natürlich über kurz oder lang auch wieder deutlichere Korrekturphasen geben wird. Der Stopp sollte bei 98,00 Euro belassen werden.
Hinweis auf Interessenkonflikte gemäß §34b WpHG: Der Autor hält Positionen an Airbus, die von einer etwaigen aus der Publikation resultierenden Kursentwicklung profitieren.