Obwohl die Corona-Beschränkungen gelockert werden und auch die Reisetätigkeit ganz allmählich wieder zunimmt, wird es Jahre dauern bis Flugzeugbauer wie Airbus wieder zählbare Erfolge verbuchen. Zunächst kürzen viele Fluggesellschaften noch ihre Bestellungen. Nun sorgen Billigflieger Easyjet und Turkish Airlines für lange Gesichter bei Airbus. Und was macht die Aktie?
Der britische Billigflieger Easyjet will seine Flugzeugflotte bis Ende des Geschäftsjahres 2021 auf 302 Maschinen schrumpfen. Zuletzt verfügte die Airline im März nach eigenen Angaben über 337 Flugzeuge und wollte ihre Flotte eigentlich weiter ausbauen.
Doch nun hat sich Easyjet mit Airbus geeinigt, weitere bestellte Maschinen erst später abzunehmen als geplant. Die Briten rechnen damit, dass das Flugangebot im vierten Geschäftsquartal (per 30. September), das die für Fluggesellschaften wichtigen Sommermonate umfasst, voraussichtlich um 70 Prozent geringer ausfallen wird als ein Jahr zuvor.
Easyjet kündigte zudem an, wegen der Corona-Krise bis zu 30 Prozent seiner Arbeitsplätze zu streichen. Das Management begründete die Kürzungen mit dem Einbruch des Flugverkehrs infolge der Coronavirus-Pandemie und der Erwartung, dass die Nachfrage nach Flugtickets nicht vor dem Jahr 2023 wieder auf das Niveau von 2019 klettern wird. Eine Finanzprognose für das laufende Geschäftsjahr traut sich Easyjet-Chef Johan Lundgren weiterhin nicht zu.
Turkish Airlines will weitere A350-900 erst später
Auch Turkish Airlines überlegt, bestellte Airbus-Flieger erst später abzunehmen. Der Vorstandsvorsitzende der Fluggesellschaft, Ilker Ayci, sagte in einem Interview mit der türkischen Zeitung Hurriyet, dass die Auswirkungen des Coronavirus bis zu fünf Jahre andauern könnten. Die Fluggesellschaft sei in Gesprächen, die Lieferung von fertigen Airbus A350-900 anzunehmen, den Rest der Bestellung von 25 Flugzeugen aber zu verzögern. Ähnlich äußerte sich Ayci zur Abnahme von Boeing Dreamlinern.
Die Airbus-Aktie schert sich am Donnerstag jedoch nicht um die neuerlichen Negativ-Nachrichten. Später abnehmen bedeutet eben nicht stornieren. Und so steigt das Flugzeugbauer-Papier am Donnerstag-Vormittag um gut zwei Prozent auf 62,50 Euro, bevor der Kurs wieder etwas sinkt. Am Vortag notierte der MDAX-Wert bereits kurz bei 64,23 Euro, bevor der Kurs zurückkam.
Charttechnisch hat die Airbus-Aktie eine Widerstandszone erreicht, die zwischen 63 und 65 Euro verläuft. Erst eine nachhaltige Überwindung dürfte den Kurs wieder Richtung 75 Euro treiben. Wahrscheinlicher ist, dass die Airbus-Aktie kurzfristig in der Schiebezone auf niedrigem Niveau schwankt.
Air Canada an A321 LR interessiert?
Möglich, dass zumindest heute eine positive Nachricht aus Nordamerika dem Airbus-Kurs hilft. Wie Aerotelegraph meldet, ist Air Canada wohl an der reichweitenstarken Version A321 LR interessiert. Für Kurz- und Mittelstrecken hat Air Canada bereits fünf Airbus A220-300, 13 A319-100 und 37 A320-200 sowie 15 Airbus A321-200 in seiner Flotte.
Die A321 LR könnten dann von Air Transat geleast werden, die derzeit von Air Canada übernommen wird. Die EU unterzieht den Deal gerade einer vertieften Prüfung. Air Transat will insgesamt 15 der Flieger leasen und damit Transatlantik-Strecken bedienen. Beschlossen ist ein Airbus-Auftrag indes noch nicht.
Erst wenn der Flugverkehr wieder anzieht und die Fluggesellschaften absehen können, wieviele Flieger sie in welchem Zeitraum benötigen, dürften die brachliegenden Kurse von Airbus wieder nennenswert steigen. DER AKTIONÄR hatte in der jüngsten Schwächeperiode mutigen Anlegern empfohlen, das sehr niedrige Kursniveau zum Aufbau erster Positionen bei Airbus zu nutzen. Sie bleiben dabei und sichern ihre Position mit einem Stopp knapp unterhalb des Korrekturtiefs bei 47,70 Euro ab. Alle anderen warten besser mit Käufen noch ab.
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