Derzeit bewegen Trumps Zölle vor allem Auto-Aktien. Doch auch der Luft- und Raumfahrt-Industrie im allgemeinen und Boeing im speziellen könnte der Zoll-Krieg einen schweren Schlag versetzen. Airbus-Chef Guillaume Faury sieht den europäischen Flugzeugbauer derweil besser aufgestellt als den US-Konkurrenten.
Donald Trump hat zusätzliche Zölle in Höhe von 25 Prozent auf alle Auto-Importe angekündigt und verschärft damit den globalen Handelsstreit. Die Zölle sollen für alle importierten Autos gelten - von Kleinwagen über Limousinen und SUV bis zu leichten Nutzfahrzeugen. Auch Strafabgaben für Autoteile soll es geben, die aber etwas später in Kraft treten könnten - in jedem Fall bis Anfang Mai. Außerdem sollen auch Zölle auf Aluminium und Stahl aus der EU erhoben werden – wichtige Flugzeug-Komponenten.
Luft- und Raumfahrt-Unternehmen sind von den verkündeten Zöllen direkt vorerst nicht betroffen. Doch die großen, global agierenden Exporteure sind sehr abhängig von einer funktionierenden Lieferkette. Das macht Konzerne wie Airbus und Boeing anfällig für Störungen. Höhere Preise für die Flugzeuge wären die Folge.
Donald Trumps Zölle auf Importe sollen eigentlich einen neuen amerikanischen Traum einläuten. Doch für Boeing könnten sie zu einem Albtraum werden, denn das Unternehmen läuft Gefahr, stärker zu leiden als sein Rivale Airbus. Denn Boeing dürfte es schwerer haben als Airbus, etwaige Preiserhöhungen weiterzugeben.
Bereits in der vergangenen Woche sagte Brian West, Chief Financial Officer von Boeing, dass das Unternehmen besorgt sei. Die Zölle von Trump könnten die Verfügbarkeit von Teilen seiner Zulieferer einschränken, obwohl der US-Flugzeughersteller derzeit noch über genügend Lagerbestände verfüge.
Auch die Führungsspitze von Airbus hat davor gewarnt, dass Vergeltungszölle auf den Luftfahrtsektor zwischen den USA und Europa die Preise für Flugzeuge in die Höhe treiben und möglicherweise vor allem den Hauptkonkurrenten Boeing schädigen könnten. Die raschen Kurswechsel von Präsident Donald Trump in der US-Handelspolitik verunsichern Unternehmen weltweit.
Die Luftfahrt ist ein "nordatlantisches Ökosystem: viele Teile und Waren gehen von Europa in die USA und von den USA nach Europa ... wir denken, dass Zölle eine Situation sind, in der man nur verlieren kann", sagte Airbus-Chef Guillaume Faury am Rande des jährlichen Airbus-Gipfels in Toulouse. "In einer Reihe von Szenarien würden sich die Zölle auf die US-Aktivitäten viel stärker auswirken als auf die nicht-amerikanischen Aktivitäten." Er hoffe weiterhin, dass es auch weiterhin keine Zölle auf die Luft- und Raumfahrt geben wird, so Faury.
Aber: In einem Szenario, in dem die US-Fluglinien als Kunden von Airbus von potenziellen Zöllen betroffen wären, dürfte sich Airbus aufgrund der Nachfrage besser anpassen, fügte Faury hinzu.
Die Aktien der beiden Flugzeug-Kontrahenten entwickeln sich seit Monaten ähnlich, wobei Airbus im Vergleich seit vergangenem Sommer eindeutig die Nase vorn hat (siehe Vergleich der Tradegate-Notierungen). Am Donnerstag allerdings gehört die Boeing-Aktie zu den kleineren Tagesgewinnern, der Airbus-Kurs gibt nach.
Das Umfeld für die Geschäfte der beiden großen Flugzeugproduzenten bleibt anspruchsvoll. Der Sektorfavorit bleibt angesichts des deutlich größeren Auftragsbuchs und einem insgesamt attraktiveren Gesamtpaket weiterhin Airbus.
DER AKTIONÄR begleitet die derzeitige Erholung der Boeing-Aktie mit einem auf der Derivate-Favoritenliste empfohlenen Optionsschein. Langfristig bleiben aber noch erhebliche finanzielle Herausforderungen bestehen.