WTI-Öl hat einen neuen Negativ-Rekord aufgestellt: Zwölf Handelstage am Stück ging es nun bergab – gestern ging es richtig zur Sache. Vor nahezu exakt vier Jahren dramatisierte sich auch der Kurseinbruch bei den Ölpreisen, der ausgehend von 100 Dollar erst Anfang 2016 – bei unter 30 Dollar – endete. Zeit für die Reißleine?
Beim Ölpreis kommt derzeit viel zusammen. Neben den Sorgen vor einer Abschwächung der weltwirtschaftlichen Entwicklung, den Ängsten vor einem Handelskrieg der USA mit China (und je nach Lust und Laune des US-Präsidenten womöglich auch Europa) und dem starken US-Dollar gibt es einen derzeit starken, aber wohl nur temporären Belastungsfaktor: die zu starke Förderausweitung in Erwartung scharfer Iran-Sanktionen.
Denn vor Inkrafttreten der Strafmaßnahmen gegen das asiatische Land hatte etwa Saudi-Arabien die Produktion ausgeweitet, um den Weltmarkt auch bei weitreichenden Kürzungen der Exporte durch den Iran mit ausreichend Rohöl zu versorgen. Überraschenderweise gewährten die USA aber mehreren Staaten großzügige Ausnahmen, sodass nun auf den Märkten vorerst deutlich mehr Öl ist als benötigt wird. Dementsprechend geht es mit den Preisen bergab. Das jüngst entstandene Überangebot dürfte durch die erwarteten Förderkürzungen aber bald wieder abgebaut werden.
Kein Grund zur Panik!
Der gestrige Ölpreisrutsch dürfte die Aktienkurse von BP, Gazprom, Shell (mehr zur aktuellen Lage bei Shell lesen Sie hier) oder auch BASF (noch gehört die Öl und Gas produzierende Tochter Wintershall zum DAX-Konzern) sicher erneut belasten. Allerdings besteht kein Grund zur Panik. Auch auf dem aktuellen Ölpreisniveau können die gut aufgestellten Energieriesen Tag für Tag satte Gewinne scheffeln. Zudem ist gerade bei WTI-Öl nach dem Kursrückgang um rund 30 Prozent ohne jegliche Gegenbewegung eine Erholung eigentlich schon überfällig.