Acht deutsche Großbanken wurden gemeinsam mit 40 anderen europäischen Geldhäusern einem großen Stresstest unterzogen. Das Ergebnis ist schlecht, aber immerhin besser als befürchtet. Bei der Verschuldungsquote rangieren zwei deutsche Institute im Test aber ganz am Ende.
Insgesamt 48 Banken aus 15 europäischen Staaten mussten auf Basis ihrer letzten Jahresbilanzen durchrechnen, wie viel dünner ihre Kapitaldecke binnen drei Jahren werden würde, wenn die Konjunktur einbricht, die Arbeitslosenzahlen steigen und die Immobilienpreise in den Keller gehen.
Deutsche Kapitalpuffer schrumpften deutlich
Beruhigend: Die Kapitalpuffer bei den meisten der 48 untersuchten Institute erwiesen sich auch unter widrigsten Bedingungen als tragfähig. Im Allgemeinen seien die europäischen Banken besser für eine neue Wirtschafts- und Finanzkrise gerüstet als noch vor einigen Jahren, konstatierte die Europäische Banken-Aufsicht EBA bei der Vorstellung der Ergebnisse am Freitagabend.
Allerdings schrumpften die Kapitalpuffer der acht deutschen Geldhäuser in dem Test im Vergleich zu den Instituten aus anderen Ländern deutlich. Ähnliches gilt für britische Banken. Das liege vor allem an der geringen Profitabilität dieser Häuser, sagte EBA-Statistik-Direktor Mario Quagliariello.
Barclays aus Großbritannien und die italienische Banco BPM haben sich beim europaweiten Stresstest als größte Sorgenkinder entpuppt. Barclays erreichte im adversen Szenario nur noch eine Kernkapitalquote von 6,37 Prozent, BPM kam auf 6,67 Prozent.
NordLB von faulen Schiffskrediten belastet
Unter den deutschen Instituten schnitt die NordLB am schlechtesten ab. Ihre harte Kernkapitalquote - das ist ein Puffer, der Banken bei Verlusten uneingeschränkt zur Verfügung steht - sackte im Krisenszenario auf 7,07 Prozent ab. Das von faulen Schiffskrediten belastete Institut sucht seit einiger Zeit nach Investoren.
Auch die Deutsche Bank geriet in dem Stressszenario ordentlich unter Druck. Ihre Kapitalquote schrumpfte auf 8,14 Prozent. Deutschlands größtes Geldhaus erklärte das relativ schlechte Abschneiden auch mit einer Reihe von Sonderfaktoren: So seien in dem Stresstest, der die Jahre 2018 bis 2020 umfasste, weiterhin Verluste der bereits 2016 geschlossenen Abwicklungseinheit unterstellt worden. Auch der einmalig im vierten Quartal 2017 angefallene Verlust für den Verkauf des Polen-Geschäfts sei über den Drei-Jahres-Zeitraum fortgeschrieben worden.
Commerzbank okay, Deutsche anfällig
Die Commerzbank hätte nach Durchlaufen des Krisenszenarios Ende 2020 noch einen Kapitalpuffer von 9,93 Prozent. Unter Aufsehern gilt eine harte Kernkapitalquote von 5,5 Prozent als das Minimum, was Banken unter Stress noch vorweisen sollten.
Update: In dem Test der EBA wurde auch geprüft, wie sich die Verschuldungsquote der Banken in einem Stressszenario entwickelt. Hier schnitten die deutschen Banken noch schlechter ab als bei der Kapitalquote. Die NordLB kam in dieser Kategorie im gesamten Test auf den letzten Platz. Die Deutsche Bank liegt nur wenig besser auf dem vorletzten Rang. Zudem befinden sich mit der BayernLB und der DZ Bank noch zwei weitere deutsche Institute unter den letzten zehn.
Die Aktien der Commerzbank und der Deutschen Bank bewegten sich nach den Ergebnissen am Freitag im späten Handel kaum. Die Tagesgewinne wurden weitestgehend verteidigt bzw. noch leicht ausgebaut. DER AKTIONÄR traut der Commerzbank am ehesten weitere Kurssteigerungen zu, da sie mit ihren Hausaufgaben am weitesten ist. Auch charttechnisch hat sich das Bild zuletzt aufgehellt.