Wirecard-Chef Markus Braun hat in der letzten Woche mit äußerst optimistischen Zukunftsprognosen für Schlagzeilen gesorgt. Beim Kapitalmarkttag seines Unternehmens am morgigen Dienstag (9. Oktober) in London könnte er mit konkreten Zahlen nachlegen. Zu Wochenbeginn geht es jedoch zunächst bergab.
„Wir haben sicherlich das Potenzial, den Börsenwert in den kommenden Jahren auf mehr als 100 Milliarden Euro zu bringen“, so Braun in einem Handelsblatt-Interview. Ausgehend vom aktuellen Niveau müsste sich der Aktienkurs des Zahlungsabwicklers noch einmal mehr als vervierfachen. Solch bullishe Aussagen traut man vielleicht Tesla-Chef Elon Musk zu, aber wohl nur den wenigsten DAX-Vorständen.
Den Mut für so viel Optimismus zieht der Vorstandschef aus der starken Geschäftsentwicklung, die Wirecard in den vergangenen Jahren gezeigt hat. Vom anhaltenden Trend zum Online-Shopping und zur Digitalisierung von Zahlungsprozessen wird Wirecard auch in Zukunft weiter profitieren – das Potenzial ist längst noch nicht ausgeschöpft.
Noch würden 80 bis 85 Prozent der weltweiten Transaktionen in bar abgewickelt. Von den übrigen 15 bis 20 Prozent der Transaktionen, die bereits elektronisch abgewickelt werden, sei erst rund die Hälfte komplett digitalisiert. „Ich glaube, dass die nächsten zehn Jahre an Wachstumsdynamik die letzten zehn Jahre bei Weitem in den Schatten stellen werden“, lautet daher die Prognose von CEO Braun.
Analyst erwartet Prognose bis 2023
Nach mehreren Anhebungen der „Vision 2020“ genannten Mittelfristplanung peilt das Management derzeit ein Transaktionsvolumen von über 215 Milliarden Euro an. Der Umsatz soll dann bei mehr als drei Milliarden Euro und die EBITDA-Marge zwischen 30 und 35 Prozent liegen.
Wegen der guten Fortschritte auf dem Weg dorthin können sich Beobachter und Analysten wie Hannes Leitner von der UBS („Buy“, 220 Euro) vorstellen, dass Wirecard den Kapitalmarkttag am Dienstag nutzt, um eine neue Mittelfristprognose bis zum Jahr 2023 abzugeben.
Rücksetzer oder neue Rallye?
Der Aktie könnte dies neuen Schwung verleihen, denn nach der monatelangen Aufwärtsbewegung samt bisherigem Allzeithoch bei 199 Euro konsolidiert der Kurs. Weder der DAX-Einzug Ende September, noch das CEO-Interview in der Vorwoche konnten kurzfristig für eine Fortsetzung der Rallye sorgen – viele scheint bereits eingepreist zu sein. Stattdessen geht es zu Wochenbeginn zunächst um über fünf Prozent nach unten. DER AKTIONÄR bleibt vorerst an der Seitenlinie.