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Wirecard: Bald 100 Milliarden Euro wert?

Wirecard: Bald 100 Milliarden Euro wert?
Foto: Börsenmedien AG
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Nikolas Kessler 04.10.2018 Nikolas Kessler

Die Erfolgsbilanz von Wirecard kann sich sehen lassen: In den letzten fünf Jahren hat sich der Aktienkurs fast verachtfacht, gekrönt wurde diese Performance nun mit dem Einzug in den DAX. Doch für Vorstandschef Markus Braun kommt es nicht in Frage, sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen. In einem Interview hat er nun neue, ambitionierte Ziele gesteckt.

„Wir werden unvermindert mit hoher Geschwindigkeit wachsen“, so Braun im Interview mit dem Handelsblatt. „Das wird sich auch im Aktienkurs widerspiegeln. Wir haben sicherlich das Potenzial, den Börsenwert in den kommenden Jahren auf mehr als 100 Milliarden Euro zu bringen.“

Das sind markige Worte, doch um dieses Ziel zu erreichen, muss Wirecard einfach nur die Geschwindigkeit der vergangenen fünf Jahre aufrechterhalten. Im Oktober 2013 stand die Aktie bei rund 25 Euro, heute kratzt sie an der 200-Euro-Marke – ein Plus von rund 660 Prozent. Um den Börsenwert von 100 Milliarden Euro zu erreichen, müsste die Aktie „nur“ noch weitere 326 Prozent auf rund 810 Euro steigen.

Digitalisierung und neue Produkte

Einen Automatismus gibt es dafür freilich nicht, doch Wirecard hat noch diverse Trümpfe im Ärmel. Zum einen profitiert das Unternehmen vom unaufhaltsamen Trend hin zum digitalen Bezahlen. „Die Digitalisierung steht noch ganz am Anfang“, so Braun. Im Online-Handel würden immer noch 30 bis 50 Prozent der Bestellungen per Rechnung bezahlt, im stationären Handel dominiere Bargeld mit rund 85 Prozent. Das werde sich in den kommenden zehn Jahren ändern.

„Alle Händler von groß bis klein werden sukzessive auf eine digitale Multikanalstrategie umstellen.“ Und die Plattform dafür bereitzustellen, sei die Kernkompetenz von Wirecard. Um diesen Kern herum will das Unternehmen zusätzlichen Mehrwert für Händler und Endkunden schaffen. Ein Ansatzpunkt dabei: Der Ausbau des Payment-Dienstes Boon zu einer Smartphone-Bank.

„Rund um das Boon-Payment-Ecosystem wird es immer mehr Funktionen geben“, so Braun. Kunden sollen via Boon künftig etwa auch Überweisungen tätigen, Kredite aufnehmen oder Versicherungen abschließen können. Derzeit verhandle man bereits über entsprechende Kooperationen.

Auch wenn es CEO Braun nicht offen sagen will („Ich sehe uns gar nicht als Konkurrent einer klassischen Vollbank.“): Die Pläne mit Boon lassen sich auch als Kampfansage an traditionelle Banken verstehen. Wirecard besitzt längst eine eigene Banklizenz und hat Commerzbank und Deutsche Bank gemessen an der Marktkapitalisierung bereits hinter sich gelassen. Gelingt es, den Börsenwert mittelfristig auf 100 Milliarden Euro zu steigern, wäre Wirecard mehr als dreimal so viel Wert wie die beiden größten deutschen Banken derzeit zusammen.

Aktie konsolidiert

Operativ ist Wirecard voll auf Kurs, doch die Erwartungen an den Tech-Überflieger sind hoch. Mit einem KGV von 63 ist die Aktie sportlich bewertet. Nach der Kursverdopplung seit Jahresbeginn konnten zuletzt weder der vollzogene Wechsel in den DAX noch Spekulationen um eine neue Mittelfristprognose eine neue Rallye in Gang bringen. Auch die Reaktion auf die extrem bullishen Aussagen von CEO Braun fällt am Donnerstagmorgen mau aus.

Es scheint, als wäre auf dem aktuellen Kursniveau zumindest kurzfristig bereits sehr viel Positives eingepreist. DER AKTIONÄR bleibt vorerst an der Seitenlinie.

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