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23.05.2015 Florian Söllner

Fintech-Boom: Jahrhundertchance Lending Club

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Die Idee ist alt. Schon im 19. Jahrhundert wurden auf Basis von Grundsätzen wie der Gegenseitigkeit und Selbsthilfe Spar- und Konsumvereine zur Vermittlung von Krediten gegründet – woraus etwa die Raiffeisenbanken entstanden sind. Im Laufe der Jahrhunderte haben klassische Banken jedoch immer größere Verwaltungsapparate und teurere Filialen aufgebaut, was am Ende der Kunde über hohe Kosten bezahlen muss. Zeit für eine neue Revolution!
Das Internet ermöglicht Peer-to-Peer-Plattformen mit gewaltigen Vorteilen – die alte Bankenwelt wackelt. Solche Online-Kreditvermittler bringen schnell und kostengünstig Kreditnehmer und Kreditgeber zusammen. Doch nicht nur die schlanke Struktur ermöglicht hohe Renditen für Investoren. Neuartige Algorithmen berechnen in Sekundenschnelle die Kreditwürdigkeit eines Kapitalsuchenden. Tausende unterschiedliche Daten über einen potenziellen Kunden wie dessen digitale Spuren in Sozialen Medien, klassische Schufa-Auskünfte, Rechtschreibung oder Geschwindigkeit beim Ausfüllen des Online-Kreditantrages werden ausgewertet. Diese Computerprogramme sollen das Risiko besser einschätzen können als jeder klassische Bankberater.
Die größte Peer-to-Peer-Plattform der USA ist Lending Club. Und sie wird täglich mächtiger. Alleine im ersten Quartal 2015 wurden Kredite in Höhe von 1,6 Milliarden Dollar vermittelt – 107 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Dank der schlanken Struktur bleibt Lending Club trotz niedriger Zinsen für Schuldner und guter Renditen für Gläubiger eine hohe Marge. Der Umsatz legte um 109 Prozent auf 81 Millionen Dollar zu und das EBITDA um 458 Prozent auf 10,6 Millionen Dollar. Trotz schon beachtlicher Basis. Das künftige Wachstumspotenzial für Lending Club ist gigantisch: Derzeit vermittelt der Marktführer jährlich erst 0,2 Prozent der ausstehenden US-Konsumentenkredite.

Goldman Sachs greift an
Von diesem neu zu verteilenden Kuchen wollen auch andere Plattformen naschen. Goldman Sachs etwa will sich stärker im Markt für Internet-Konsumentenkredite engagieren. Lending-Club-Chef Renaud Laplanche bleibt jedoch gelassen: „Wir sind einzigartig.“ Er bezweifelt, dass Goldman Sachs mit den niedrigen Kosten und der Kundenfreundlichkeit mithalten könne. Der stärkste Argument für Lending Club ist der Plattform-Bonus: Da Kunden aufgrund der Auswahl immer zum größten Anbieter gehen, ist der Vorsprung für Konkurrenten extrem schwer aufzuholen. Alle Zeichen stehen auf Wachstum. Der FinTech-Konzern plant offenbar eine weitere Verdopplung seiner Mitarbeiterzahl. Analysten erwarten bis 2018 eine Umsatzsteigerung um über 300 Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar. Das aktuell hohe KGV von 295 würde dann auf moderate 30 sinken.
Thomas Rappold wagt einen Blick noch zwei Jahre weiter in die Zukunft: „Lending Club hat das Potenzial, bis 2020 in den 100-Milliarden-Club hinsichtlich Marktkapitalisierung aufzusteigen“, so der Buchautor gegenüber dem AKTIONÄR. „Das wäre eine Verfünfzehnfachung zum aktuellen Börsenkurs.“ Grundlage dieser Aussage ist seine Annahme, dass Lending Club 2020 mit 165 Milliarden Dollar fünf Prozent des US-Kreditvolumens vermitteln und damit einen Umsatz von acht Milliarden Dollar erzielen kann. Die Marge dürfte dabei extrem hoch sein.

Lending Club: Jahrhundertchance
Die Aktie ist angesichts der aktuell sehr hohen Bewertung riskant. Auch weil das Chart-Momentum aktuell fehlt, empfiehlt sich ein schrittweiser Einstieg. Früher oder später dürfte das Papier jedoch Schwung aufnehmen. Denn die Chance, in einem relativ frühen Stadium bei der Entstehung einer Volksbank 2.0 dabei zu sein, gibt es nur alle hundert Jahre.

Dieser Artikel ist in der AKTIONÄR-Ausgabe 21/2015 erschienen.

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