Zwei Artikel der Financial Times mit schweren Betrugsvorwürfen gegen eine Wirecard-Tochter in Asien haben den Aktienkurs des Zahlungsabwicklers in der vergangenen Woche um über 35 Prozent einbrechen lassen. Trotz – oder vielleicht gerade wegen – der Turbulenzen trauen die Analysten dem DAX-Aufsteiger jetzt aber mehr Kurspotenzial zu als allen anderen Aktien im HDAX.
Das durchschnittliche 12-Monats-Kursziel der von Bloomberg befragten Analysten für die Wirecard-Aktie liegt mit 199,25 Euro knapp über dem bisherigen Rekordhoch. Ausgehend vom Schlusskurs des gestrigen Montags trauen die Analysten dem Papier damit rund 61 Prozent Kurspotenzial zu – so viel wie keinem anderen großen Unternehmen in Deutschland.
Trotz der schweren Vorwürfe und der daraus resultierenden Kursturbulenzen bleibt die Mehrheit der Experten bullish für den Zahlungsabwickler. Nach dem Conference Call mit Vorstandschef Markus Braun und Finanzvorstand Alexander von Knoop haben gestern unter anderem die Experten von Commerzbank, Morgan Stanley, HSBC und Hauck & Aufhäuser ihre jeweiligen Kaufempfehlungen bestätigt. Die LBBW hat Wirecard sogar von „Halten“ auch „Kaufen“ hochgestuft. Negative Kommentare blieben dagegen weitgehend aus.
Zur Begründung verwiesen die meisten Experten auf die starke operative Entwicklung des Zahlungsabwicklers sowie die intakten Wachstumsaussichten. Zudem habe sich der Kurs nach ähnlichen Anschuldigungen in der Vergangenheit schnell wieder erholt. Auch das Unternehmen selbst erwartet von der Angelegenheit keine negativen Auswirkungen auf das operative Geschäft und rechnet unverändert mit einem starken Jahresverlauf 2019.
Die aussichtsreichten deutschen Aktien auf Kursziel-Basis
Quelle: Bloomberg
Auf den Rängen der aussichtsreichsten Aktien nach Analysten-Kurszielen folgen die Commerzbank, deren Kurs sich auf Jahressicht mehr als halbiert hat sowie Rocket Internet. Grundlage der Untersuchung waren die Xetra-Schlusskurse der 102 HDAX-Mitglieder vom Montag.
Aktie auf Erholungskurs
Mit mehreren Statements auf der Unternehmenswebsite sowie der rund einstündigen Telefonkonferenz hat Wirecard am Montag eine Erklärungsoffensive gestartet. Bei den Anlegern kommt das bis dato gut an: Nach dem Crash in der Vorwoche ging es am Montag um fast 14 Prozent nach oben. Am Dienstmorgen geht es zunächst weiter kräftig nach oben. Da die Trading-Position zuletzt ausgestoppt wurde, bleibt DER AKTIONÄR aktuell an der Seitenlinie.