Die Geschäfte des Berliner Onlinehändlers Zalando haben im Schlussquartal noch einmal angezogen. Der Konzern hat viel vor: Er will bald in die Liga von H&M aufsteigen. Die Aktie ging durch die Decke. Hat sie noch weiteres Potenzial? DER AKTIONÄR analysiert die Bewertung im Vergleich mit der Peergroup.
Zalando hat seine Kritiker eines Besseren belehrt und die Shortseller auf dem falschen Fuß erwischt. Nach einem starken vierten Quartal strebt das Unternehmen für 2019 einen Umsatz am unteren Ende der Spanne von 20 bis 25 Prozent an, das bereinigte EBIT sieht der Konzern bei 175 bis 225 Millionen Euro, was im günstigsten Fall wieder deutlich mehr wäre als 2018.
2018 kletterte die Zahl der aktiven Kunden stieg auf einen neuen Rekordwert von 26,4 Millionen. Die Kunden kauften mit 4,4 Bestellungen pro Jahr häufiger ein als im Vorjahr (3,9). So konnte der Konzern kompensieren, dass der durchschnittliche Wert der Bestellungen erneut sank, nämlich von 64,50 Euro auf 61 Euro.
Der Zalando-Vorstand hat sich viel vorgenommen: Der Modeversender soll „zu einem unverzichtbaren Bestandteil im Leben unserer Kunden werden“ und in die Liga der ganz Großen wie H&M aufsteigen. Zalando soll die erste Anlaufstelle für Mode sein.
Die Aktie drehte mächtig auf, gewann in der Spitze 25 Prozent. Zalando hatte 2018 mit zwei Gewinnwarnungen innerhalb kurzer Zeit und mauen Zahlen viel Vertrauen verspielt. Die Aktie war gecrasht.
Von ihrem Rekordhoch bei 50 Euro ist der Kurs noch weit entfernt. Doch wäre ein solcher Anstieg gerechtfertigt? Das 2019er-KGV beträgt 74 und liegt deutlich höher als das der Konkurrenz bei vergleichbaren Gewinn-Wachstumsraten. Die Aktie ist also kein Schnäppchen mehr. Positiv: Zalando ist mit Abstand die Nummer 1 im Markt mit 26,4 Millionen aktiven Kunden. Asos aus Großbritannien kommt nur auf 18,4 Millionen.
Beim Umsatzwachstum läuft es bei Zalando besser. Mindestens 20 Prozent plus bei den Erlösen für dieses Jahr heißt es bei Zalando. Dem stehen bei Asos nur 15 Prozent gegenüber. Ursprünglich wollten die Briten 20 bis 25 Prozent wachsen, haben die Prognose aber gekappt.
Grafik: Zalando ist kein Schnäppchen
Noch etwas spricht für Zalando: die Übernahmefantasie. Für einen Käufer wäre es sinnvoller, die Nummer 1 der Branche zu übernehmen als die Nummer 2 oder 3. Ein potenzieller Käufer ist Alibaba. Die Chinesen wollen in Europa mächtig Gas geben. Warum alles selbst aufbauen statt mit Zalando ein optimales Komplett-Paket zu übernehmen?
Spekulation geht auf
Die Vermutung, dass Zalando am Donnerstag überzeugen wird, hat sich als richtig erwiesen. Wer vor den Zahlen eingestiegen ist, kann Gewinne mitnehmen.
(Mit Material von dpa-AFX)