Die PNE Wind Gruppe hat die ersten Weichen für die geplante Neuausrichtung zum Clean Energy Solution Provider gestellt und die teilweise Finanzierung mit der Emission einer neuen Anleihe gesichert. Im AKTIONÄR-Interview erklärt Unternehmenschef Markus Lesser das Potenzial von Wasserstoff in der neuen Energiewelt, schätzt die aktuelle Marktlage in Deutschland ein und gibt sich offen für Zukäufe.
DER AKTIONÄR: Inwiefern ändern sich für PNE Wind die Rahmenbedingungen durch die Neuordnung des Versorgermarktes in Deutschland in Bezug auf E.on und RWE?
Markus Lesser: Die Neuordnung des Versorgermarktes wird erstmal keine direkte Auswirkung auf PNE WIND haben. Allerdings zeigt sie, dass sich der Markt dynamisch ändert und sich auch die großen Player anpassen müssen.
PNE Wind wird in diesem Zusammenhang als potenzielles Übernahmeziel, zum Beispiel für RWE gehandelt – wie sehen Sie die Situation, zumal ja einer Ihrer Großaktionäre mit Active Ownership Capital (AOC) mit dem Verkauf von STADA an das Investorenduo Bain und Cinven bereits in Erscheinung getreten ist.
Über Pläne von Aktionären möchte ich nicht spekulieren. Ich möchte aber nicht bestreiten, dass es in der Branche – auch bedingt durch das neue Marktdesign – Konsolidierungstendenzen gibt, die jedoch vor allem die kleinen und sehr kleinen Wettbewerber betreffen. PNE Wind ist einer der größten Projektentwickler Deutschlands und das derzeitige Marktumfeld bietet für uns erhebliche Chancen, die Branche auch aktiv mitzukonsolidieren.
Wie schätzen Sie die Marktlage in Deutschland aktuell ein?
In Deutschland gab es im vergangenen Jahr einige Verwerfungen, die sich aus den Modalitäten der Ausschreibungen für Windparks ergeben haben. Die Ergebnisse der Ausschreibungen haben deutlich gezeigt, dass professionelle Projektentwickler dadurch benachteiligt wurden. Dies wurde für die ersten Ausschreibungen in diesem Jahr geändert. Jetzt gelten weitgehend gleiche Voraussetzungen für alle Teilnehmer an diesen Auktionen. Auch PNE Wind hat bereits einen Zuschlag erhalten. Neben der Entwicklung und dem Bau neuer Windparks wird in den kommenden Jahren das Repowering an Bedeutung gewinnen. Angesichts des immer noch stockenden Ausbaus der Stromnetze wird aber auch die Speicherung des sauber erzeugten Stroms beispielsweise in der Form von Wasserstoff immer wichtiger.
In welchen Märkten sehen Sie aktuell das größte Potenzial, Windparkprojekte zu realisieren?
PNE Wind ist im Bereich Wind Deutschland, Frankreich, den USA und Schweden bereits besonders gut aufgestellt und in den Märkten erfolgreich. In der Türkei haben wir eine erste Auktion für einen 72 MW-Windpark gewonnen. In diesen Märkten aber auch in Mittel- und Lateinamerika sowie im Mittleren und Fernen Osten sehen wir erhebliches künftiges Potenzial. Hinzu kommt international der weitere Ausbau der Windenergie auf See, wodurch große Potentiale zur sauberen Energieerzeugung gehoben werden können, wie sich das unter anderem in den USA abzeichnet.
Befinden Sie sich nach wie vor in Gesprächen mit großen Playern, um den Wandel zum Clean Energy Solution Provider zu forcieren beziehungsweise sich einen Zugriff auf externes Know-how zu sichern?
Wir sehen, dass mittlerweile auch die großen Unternehmen der Energiebranche ihre Geschäftsmodelle anpassen und neu denken müssen. Wir sind mit unserer Entwicklung hin zum Clean Energy Solution Provider ein Vorreiter dieser Entwicklung und dementsprechend auch ein gesuchter Partner für Kooperationen.
Sind im laufenden Geschäftsjahr Zukäufe zu erwarten?
Zur Umsetzung unserer erweiterten Strategie sehen wir auch anorganisches Wachstum vor. Mögliche Partner müssen allerdings zum Unternehmen und zu unseren Zielen passen. Daher prüfen wir genau, welche Möglichkeiten es gibt.
Die Elektromobilität wird als die Antriebstechnologie der Zukunft angepriesen. Sie möchten unter anderem auf Wasserstoff setzen, welcher zum Antrieb einer Brennstoffzelle benötigt wird. Glauben Sie an den Durchbruch dieser Technologie und kann sich diese Form der Mobilität gegenüber der E-Mobilität durchsetzen?
Ich glaube, beides wird seine Anwendungen finden, sehe aber ein sehr großes Potential für den Wasserstoff. Zur Erzeugung kann sauber erzeugter Strom verwendet werden. Das eröffnet Raum für dezentrale Lösungen. Über den Wasserstoff und Brennstoffzellen können sowohl der Mobilitätssektor als auch der Wärmebereich erschlossen werden. Wasserstoff kann bis zu einem gewissen Grad aber auch in das Erdgasnetz eingespeist werden. Über den Wasserstoff kann sauber erzeugter Strom sinnvoll genutzt werden ohne die Stromnetze zu belasten.
Vielen Dank für das interessante Interview!
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