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Nach GroKo-Schock: CFO von Shop Apotheke Europe im Exklusiv-Interview

Nach GroKo-Schock: CFO von Shop Apotheke Europe im Exklusiv-Interview
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Michel Doepke 17.02.2018 Michel Doepke

Ein mögliches Versandverbot von verschreibungspflichtigen Medikamenten (Rx) hat die Aktie der Shop Apotheke Europe kräftig einbrechen lassen. Doch wie stark wäre das wachstumsstarke Unternehmen im Falle eines Verbotes per Gesetz betroffen? DER AKTIONÄR hat beim Finanzvorstand der Shop Apotheke, Dr. Ulrich Wandel, nachgefragt."Wir treiben unsere europäische Wachstumsstory wie geplant voran."

DER AKTIONÄR: Mit der Ankündigung eines möglichen Versandverbotes für rezeptpflichtige Medikamente im Koalitionsvertrag ist die Aktie der Shop Apotheke Europe eingebrochen, hat sich aber inzwischen wieder teilweise erholt. Wie realistisch ist die Umsetzung dieser Passage?

Dr. Wandel: Ein mögliches Versandverbot für rezeptpflichtige Medikamente (Rx) bleibt höchst umstritten. Denn sowohl die SPD als auch die Krankenkassen und Verbraucherschützer setzten sich für einen Versandhandel von verschreibungspflichtigen Medikamenten ein. Nachgewiesenermaßen nehmen etwa chronisch kranke Patienten, die von Online-Apotheken versorgt werden, regelmäßiger ihre Medikamente ein. Darüber hinaus hilft es Menschen, die mehrere Arzneimittel gleichzeitig nehmen müssen. Denn die günstigeren Preise führen zu einer Entlastung bei entsprechenden Zuzahlungen. Daher kam es überraschend, dass dieses Thema auf dem Altar der Koalitionsverhandlungen geopfert wurde. Und es ist auch deswegen überraschend, da es verfassungs- und europarechtliche Bedenken, bis hin zu möglichen Staatshaftungsrisiken, gibt. Seit rund 14 Jahren ist der Versandhandel von Rx-Produkten erlaubt – es ist schwer vorstellbar, dass ein Verbot umgesetzt würde.

Ist die Existenz der Shop Apotheke bedroht, wenn ein solches Verbot per Gesetz verabschiedet wird?

Nein. Denn gut dreiviertel unseres Geschäfts machen wir mit nicht rezeptpflichtigen Medikamenten und Pflegeprodukten in ganz Europa. Wir gehen - egal ob mit oder ohne Verbot - beim Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten und Schönheitsprodukten weiter Vollgas. Und das nicht nur in Deutschland, sondern in allen relevanten Märkten. Auf dieser Basis wollen wir mit der Europa Apotheek, die wir im letzten Jahr übernommen haben, den Online-Versand von verschreibungspflichtigen Medikamenten zunächst in Deutschland und perspektivisch in Belgien ausbauen. Der Rx-Versand macht bisher gut ein Viertel des Konzernumsatzes der Shop Apotheke aus. In diesem Bezug ist zu beachten, dass von EU-Seite seit 2003 der Versand von rezeptfreien Medikamenten von einem EU-Land in jeden anderen beliebigen EU-Staat erlaubt ist. Das ist letztlich auch für jede Regierung in Deutschland bindend.

Mit einem Gesetz sollen stationäre Apotheken geschützt werden. Sind Sie für diese Entwicklung mitverantwortlich?

Der Rx-Versandhandel macht in Deutschland gerade einmal ein Prozent des Marktvolumens aus. Wir sind sicherlich nicht für ein Apothekensterben verantwortlich. Es sind strukturelle Probleme: Es gibt eine Landflucht der Ärzte – wo kein Arzt ist, kein Rezept und folglich gibt es auch keine Apotheke. In den Großstädten dagegen gibt es an jeder Ecke einen Facharzt. Ein angestrebtes Rx-Versandverbot ist nur Aktionismus und Populismus. Eine gleichberechtigte, sichere Versorgung der Patienten mit Medikamenten wird mit dem möglichen Verbot nicht erreicht. Die Genehmigung von elektronischen Rezepten ist da deutlich hilfreicher.

Halten Sie an Ihren Plänen für 2018 fest?

Für 2018 planen wir weiter, wie bisher. Am 12. März 2018 werden wir dazu Details veröffentlichen. Unsere TV-Werbung trägt erste Früchte und bestätigt unsere Strategie, an der wir unverändert festhalten werden. Wir setzen alles daran, den Rx-Versandhandel auch in Deutschland im Sinne des freien Warenverkehrs in Europa zu verteidigen und unsere Kunden wie gewohnt bestmöglich und schnell mit unseren Produkten zu versorgen.

Mit der Übernahme der Europa Apotheek haben Sie sich zuletzt im Rx-Geschäft verstärkt. Stand jetzt eine Fehlentscheidung?

Nein, ganz im Gegenteil. Die Entscheidung basierte darauf, in den Kernmärkten unsere Position zu stärken. Mit der Akquisition der Europa Apotheek sind wir zur Nummer 1 in Deutschland aufgestiegen. Ich kann nicht garantieren, dass es kein Rx-Versandverbot gibt. Aber ich gehe davon aus, dass wir unsere Strategie in Deutschland und Europa wie geplant vorantreiben können.

Vielen Dank für das aussagekräftige Interview!

Wie Anleger nun nach dem Absturz der Aktie reagieren sollen, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe 08/2018, welche Sie hier bequem als ePaper erhalten können.

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