Obwohl die Konsolidierung in der Payment-Branche ungebremst weitergeht und sich am Mittwoch zwei Analysten positiv zu den Zukunftsaussichten von Wirecard geäußert haben, schafft die Aktie keine großen Sprünge mehr. Ist das Aufwärtspotenzial nach der jüngsten Rekordfahrt langsam erschöpft?
In der Payment-Branche bahnt sich die nächste Milliarden-Übernahme an: Für insgesamt rund 5,5 Milliarden Euro (inklusive Schulden in Höhe von 1,1 Milliarden Euro) will der US-Finanzinvestor Hellman & Friedman den dänischen Zahlungsabwickler Nets übernehmen. Das Angebot von 165 Dänischen Kronen (rund 22,18 Euro) pro Aktie entspricht einem Aufschlag von fast 30 Prozent auf den Kurs von Ende Juni. Damals hatte Nets erstmals auf potenzielle Übernahmeangebote hingewiesen.
Ein Konsortium unter Führung von Hellman & Friedman will mindestens 90 Prozent der Nets-Anteile einsammeln. Große Aktionäre, die 46 Prozent der Anteile kontrollieren, hätten nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters bereits ihre Unterstützung zugesagt. Auch Nets-Aufsichtsratschef Inge Hansen bezeichnete die Offerte als „attraktivste Option“.
Nach Berechnungen der UBS wird Nets im Zuge des Übernahmeangebots mit dem 13-fachen operativen Ergebnis (EBITDA) des Jahres 2018 bewertet, was im üblichen Bereich für derartige Transaktionen liege.
Keine Impulse für Wirecard
Im Juli hatten Meldungen über die geplante Übernahme des Konkurrenten Paysafe durch Blackstone Capital und CVC sowie das Milliarden-Angebot des US-Zahlungsabwicklers Vantiv für die britische Worldpay die Übernahmespekulationen in der Branche massiv angeheizt. Auch Wirecard – an der Börse inzwischen rund 9,4 Milliarden Euro schwer – wurde und wird als potenzielles Übernahmeziel gehandelt. Anders als vor wenigen Monaten wollte der Funke nach dem Angebot für Nets diesmal aber nicht überspringen.
Analystin: Prognose-Anhebung wahrscheinlich
Nach einer Analystenveranstaltung am Dienstag hat Heike Pauls von der Commerzbank derweil ihre Kaufempfehlung für die Aktie mit einem Kursziel von 80 Euro bestätigt. Vom Management seien recht optimistische Töne angeschlagen worden, eine erneute Anhebung der Prognose hält die Expertin daher für wahrscheinlich. Zudem seien verschiedene Innovationen in der Online-Zahlungsabwicklung noch nicht in die Ziele bis 2020 eingepreist.
Auch Lars Dannenberg von Hauck & Aufhäuser sieht das Unternehmen auf gutem Weg, das obere Ende der für 2017 angepeilten EBITDA-Spanne sowie die Ziele für 2020 zu erreichen. Seine Kaufempfehlung mit Kursziel 85 Euro hat der Analyst bestätigt.
Aktie stark gelaufen
Ungeachtet der neuen Übernahme in der Branche und der positiven Analystenkommentare kommt die Wirecard-Aktie nicht so recht in Fahrt. Wie bereits am Dienstag tendiert der Kurs im Bereich der Allzeithochs seitwärts.
Nach dem jüngsten Rekordlauf – plus 86 Prozent seit Jahresanfang – scheint inzwischen viel Gutes im Kurs eingepreist zu sein. Ein Einstieg bietet sich nach Einschätzung des AKTIONÄR auf dem aktuellen Niveau nicht an. Investierte Trader bleiben dabei, sollten aber gegebenenfalls den Stopp nachziehen.