Das stolze Großbritannien taumelt immer noch völlig planlos dem Brexit entgegen. Die Unsicherheit ist für viele europäische und natürlich auch für alle britischen Unternehmen greifbar. In einigen Branchen drohen im Falle eines harten Brexits schwerwiegende Folgen. Doch wie sieht es eigentlich bei BP und Shell aus?
BP hat seinen Firmensitz in London, Royal Dutch Shell ist aufgrund der historisch gewachsenen Firmenstruktur halb britisch, halb niederländisch. Zudem sind beide Energieriesen stark in Großbritannien aktiv, betreiben dort Tankstellen sowie chemischen Anlagen und fördern vor der Küste Öl und Gas. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Firmen ihren Geschäften auch nach einem britischen EU-Austritt ohne Abkommen ohne allzu große Einschränkungen nachgehen können, ist sehr hoch. Zu wichtig sind die Produkte der Energiekonzerne für die Volkswirtschaften Großbritanniens und der EU, sodass auch im Falle möglicherweise kurzfristiger Störungen die Energietransfers auch in Zukunft von Großbritannien aufs Festland und umgekehrt getätigt werden können.
Sollte das britische Pfund indes im Falle eines harten Brexits sinken, so könnten die Konzernergebnisse von Shell und BP davon sogar in sehr geringem Umfang profitieren. Schließlich bilanzieren die beiden Konzerne in US-Dollar, die Kosten für die Verwaltung oder die Ölförderung werden allerdings in Pfund bezahlt.
Kein Grund zur Sorge
Ein ungeregelter Brexit könnte für BP und Shell diverse Probleme mit sich bringen. Diese dürften sich aber kaum in den Konzernergebnissen widerspiegeln. Die größte Gefahr geht eher davon aus, dass ein harter Brexit zu einem schwächeren Wirtschaftswachstum in Europa und somit auch eine geringere Ölnachfrage sorgen könnte. Dieses Szenario würde BP und Shell eher belasten. Zudem ist auch durchaus denkbar, dass im Falle eines harten Brexits sämtliche britischen Aktien an der Börse in eine Art Sippenhaft genommen werden und kurzfristig unter Druck geraten. Allzu nachhaltig sollte dies aber nicht sein, da die operativen Geschäfte der beiden Energieriesen auch in diesem Fall weitgehend normal weiterlaufen sollten.
Sinead Lynch, die das Shell-Geschäft in Großbritannien verantwortet, brachte es bereits im Vorjahr auf den Punkt: „Der Brexit ist für Shell keine existenzielle Bedrohung.“
Aktien bleiben attraktiv
Auch in Zukunft dürfte der Verlauf der Ölpreise eher die Kurse von BP und Shell beeinflussen als politische Ereignisse. Die beiden Dividendenperlen bleiben nach wie vor ein Kauf, zumal sich die Chartbilder (siehe oben am BP-Chart) im Zuge der starken Ölpreisentwicklung zuletzt weiter aufgehellt haben. Die Stoppkurse sollten bei 4,90 Euro (BP) beziehungsweise 24,00 Euro (Shell) belassen werden.
Hinweis auf mögliche Interessenskonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Royal Dutch Shell.
Hinweis auf Interessenkonflikte gemäß §34b WpHG: Der Autor hält Positionen an Royal Dutch Shell und BP, die von einer etwaigen aus der Publikation resultierenden Kursentwicklung profitieren.