GRÄFELFING (dpa-AFX) - Der UV-Technologieanbieter Dr. Hönle
DAS IST LOS BEI DR. HÖNLE:
Die Corona-Pandemie machte sich bei Dr. Hönle vor allem zwischen April und Juni bemerkbar. Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2019/2020 brach das operative Ergebnis um rund 84 Prozent ein. Die Folgen der Pandemie schlugen sich laut Aussagen des Unternehmens in allen Segmenten nieder. Zusätzlich dazu wurde das Segment Glas & Strahler durch Einmaleffekte in Folge einer Fusion beeinträchtigt.
In der für den Technologieanbieter wichtigen Klebstoffsparte litten die Geschäfte bereits seit Beginn des Geschäftsjahres unter geringeren Umsätzen mit einem Großkunden aus dem Bereich Sensorik. Daneben zählt der Geschäftsbereich alle großen Smartphone-Hersteller zu seinen Kunden, dies kam Dr. Hönle in den ersten neun Monaten zugute und sorgte dafür, dass ein Teil der Rückgänge kompensiert werden konnte.
Dr. Hönle entwickelt UV- und LED-Technologien, die etwa bei der Härtung von Kleb- und Kunststoffen sowie in der Farb- und Lacktrocknung zum Einsatz kommen. Im Zuge der Pandemie gewann jedoch auch der Einsatz in der Entkeimung an Bedeutung, hier wurde die Produktionspalette erweitert: Das Unternehmen bietet nun spezielle UV-Geräte an, mit denen Coronaviren abgetötet werden können.
Der SDax-Konzern stemmte sich darüber hinaus mit Kurzarbeit und Personalabbau gegen die Folgen der Pandemie: Zum Ende des dritten Quartals zählte Dr. Hönle noch 580 Mitarbeiter, nach 630 Mitarbeitern im Vorjahr. Wie das Unternehmen gegenüber der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX mitteilte, befinden sich zum aktuellen Zeitpunkt immer noch die meisten der Beschäftigten in Kurzarbeit. Nur einzelne Abteilungen seien bisher zurückgekehrt oder würden nach Bedarf und Auftragslage angefordert. Neueinstellungen sind zudem bereits seit ungefähr einem Jahr ausgesetzt, sagte ein Unternehmenssprecher.
Unter dem Strich blieb zwischen Oktober 2019 und Juni 2020 mit knapp fünf Millionen Euro nur halb so viel hängen wie im Jahr zuvor. Bereits im ersten Quartal, vor Ausbruch der Corona-Krise, litt das Unternehmen unter der schwachen Auftragslage.
Trotzdem gab sich der Vorstand bei der Zahlenvorlage Anfang August zuversichtlich: Der Konzern habe eine Basis geschaffen, um nach dem Abklingen der Pandemie weiterzuwachsen, hieß es. In der Krise sei die Nachfrage nach Entkeimungslösungen laut Unternehmensangaben "extrem gestiegen". Deshalb sieht der Vorstand für Dr. Hönle "als einen der größten UV-Anbieter sehr gute Wachstumsperspektiven in diesem interessanten Life Science Markt".
Darüber hinaus gab der Vorstand das Ziel aus, die Marktposition kurz- bis mittelfristig über Zukäufe auszubauen. So gesagt, so geschehen: Nach der Übernahme des Entkeimungsspezialisten Sterilsystems Mitte August, folgte Mitte September bereits der UV-Technik-Konkurrent Meyer. Auch weiteren Investitionen im Markt für Entkeimung steht das Unternehmen laut einem Sprecher positiv gegenüber. Daneben gebe es auch im Klebstoff-Bereich interessante Kandidaten.
Nach einer Kapitalerhöhung im Zuge des Einstiegs eines neuen strategischen Investors Ende August stünde einer möglichen fortgesetzten Einkaufstour jedenfalls nichts mehr im Wege. Die Unternehmerfamilie Peter Möhrle beteiligte sich mit gut 9 Prozent an Dr. Hönle, sie ist damit nun der größte Einzelaktionär. Brutto flossen dem UV-Spezialisten im Rahmen der Vereinbarung durch die Ausgabe von rund 550 000 neuen Aktien gut 26,5 Millionen Euro zu.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Marktbeobachter begleiteten die Wachstumsstrategie bisher mit Wohlwollen: Warburg-Analyst Malte Schaumann erwartet nach dem Einstieg des neuen Ankeraktionärs ein langfristiges Engagement der Peter Möhrle Holding. Aus Sicht des Experten sind zudem weitere Zukäufe zu erwarten, er sehe "eine Reihe von kleineren und mittleren potenziellen Zielen" im fragmentierten Markt für UV-Systeme. Auch im Klebstoff-Segment sei anorganisches Wachstum vorstellbar. Alles in allem wertete Schaumann die Wachstumspläne als positiv und bestätigte seine Kaufempfehlung, das Kursziel sank hingegen leicht von 66 Euro auf 65 Euro.
Auch die Privatbank Hauck & Aufhäuser äußerte sich bereits nach der Übernahme von Sterilsystems Mitte August positiv. Dem Experten Tim Wunderlich zufolge sei die Übernahme komplementär, stärke daher den Fußabdruck von Dr. Hönle im Bereich Luftdesinfektion und UVC-Systeme. Auch erwarte er durch die Übernahme Synergieeffekte im Bereich Verkauf und Marketing. Wunderlich bestätigte ebenfalls seine Kaufempfehlung und erhöhte das Kursziel von 66 Euro auf 68,50 Euro.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Die 2001 für 12 Euro das Stück an die Börse gebrachte Aktie von Dr. Hönle hatte von Ende 2017 bis August 2018 eine rasante Aufzugsfahrt bis auf fast 90 Euro hingelegt, von der es aber bis Jahresbeginn 2019 fast ebenso schnell wieder abwärts ging. Nach einigen Schwankungen stand das Barometer am 21. Februar, kurz vor Beginn der Corona-Krise, gerade noch bei 44 Euro.
Der Absturz mit dem Markt um fast die Hälfte war im Anschluss natürlich unausweichlich. Doch es ist die Entwicklung seit dem Corona-Tief, die die Erwartungen der Marktexperten beflügelt haben dürfte. Die steile Erholung erreichte mit fast 58 Euro Ende August ihren vorläufigen Höhepunkt, so viel wert waren die Anteilsscheine den Anlegern zum letzten Mal zur Mitte des Vorjahres.
Seit Jahresbeginn steht - trotz der Corona-Pandemie - ein Plus von rund 22 Prozent auf zuletzt 54,10 Euro zu Buche. Dr. Hönle kommt damit auf einen Börsenwert von 330 Millionen Euro und ist damit eines der Leichtgewichte im SDax. Die Aktie kehrte Juni in den Kleinstwerteindex der Deutschen Börse zurück, nachdem sie erst im März aus diesem abgestiegen war./ssc/eas/zb
Quelle: dpa-AFX